100-Mio.-Spende: Hier irrt Jeff Bezos – oder etwa nicht?

Man muss nicht der reichs­te Mann der Welt sein, um Gutes zu tun und Gutes zu bewir­ken. Vie­le Men­schen machen das, zumeist ganz ohne öffent­li­che Büh­ne: Mit per­sön­li­chem Enga­ge­ment, mit Rat und Tat, und man­che eben auch mit Geld.

Jeff Bezos, bis dahin nicht bekannt für sein phil­an­thro­pi­sches Enga­ge­ment, hat im ver­gan­ge­nen Jahr knapp 100 Mil­lio­nen Dol­lar an 24 Orga­ni­sa­tio­nen ver­ge­ben, vor­wie­gend an Kin­der­gär­ten und Ein­rich­tun­gen im Kampf gegen Obdachlosigkeit.

Das Beson­de­re: Das geschah fast ohne jede Auf­la­ge – Kaum Report­ing, kaum Recht­fer­ti­gun­gen, kaum Ein­schrän­kun­gen bei der Ver­wen­dung. Öffent­lich sag­te er nur: Wir wis­sen, dass Sie das Geld mit Bedacht und mit Herz aus­ge­ben wer­den.“ Die Stra­te­gie des Jeff Bezos wur­de viel kri­ti­siert. Aber kann sie auch funk­tio­nie­ren? Wozu sind Reportings gut und kann man ein­fach dar­auf verzichten?

Reportings sind wich­tig. Aber …

Reportings kön­nen den gesell­schaft­li­chen Wert sozia­len Enga­ge­ments sicht­bar machen. Erfol­ge und Wir­kun­gen sind für Außen­ste­hen­de nach­voll­zieh­bar, das hilft den Orga­ni­sa­tio­nen auch beim Fund­rai­sing“, sagt Lin­da Gugel­fuß. Sie ist Lei­te­rin des Berei­ches Ana­ly­se und Groß­spen­den­be­ra­tung bei PHI­NEO. Die Form des Reportings hängt maß­geb­lich von der Grund­hal­tung der För­dern­den ab.“

Was damit gemeint ist? Wer nur Geld geben will oder grund­sätz­lich skep­tisch ist, bevor­zugt ein meist klein­tei­li­ges Report­ing, vor­wie­gend zur Kon­trol­le oder manch­mal auch zur Sank­tio­nie­rung. För­dern­de, die sich als Part­ner ver­ste­hen und ech­tes Inter­es­se am Pro­jekt mit­brin­gen, nut­zen Reportings vor allem unter­stüt­zend. Gerät ein Pro­jekt viel­leicht ins Schlin­gern, dann kön­nen För­dern­de mit Rat und Tat hel­fen. Die Pra­xis zeigt, dass Orga­ni­sa­tio­nen das meist zu schät­zen wissen.

Reportings sind ein Spie­gel­bild des­sen, was wir erreicht haben. Dar­aus kön­nen wir auch ablei­ten, was wir uns wei­ter vor­neh­men müs­sen. Das ist total wich­tig für unse­re eige­ne Wir­kungs­ori­en­tie­rung und auch in der Kom­mu­ni­ka­ti­on zwi­schen allen Stake­hol­dern“, sagt Roman Rüdi­ger von edu­ca­ti­on y.

Edu­ca­ti­on y setzt sich für bes­se­re Bil­dungs­chan­cen von Kin­dern und Jugend­li­chen unab­hän­gig von ihrer Her­kunft ein. Das Pro­jekt wird im Rah­men der SKa­la-Initia­ti­ve neben 94 ande­ren gemein­nüt­zi­gen Pro­jek­ten geför­dert. Sie alle wer­den durch Work­shops im wir­kungs­ori­en­tier­ten Berich­ten geschult. Nach mehr als einem Jahr im För­der­pro­zess zeig­ten sich 90% der Orga­ni­sa­tio­nen zufrie­den mit dem Report­ing-Pro­zess, der auf dem Social Report­ing Stan­dard (SRS) basiert. 

Zu emp­feh­len ist die­ser Stan­dard bei höhe­ren För­der­sum­men oder dann, wenn ein Pro­jekt von meh­re­ren Insti­tu­tio­nen geför­dert wird. Eine ein­heit­li­che Berichts­form hilft dann sehr, sonst sind Orga­ni­sa­tio­nen schnell überfordert.

Es kommt auf die rele­van­ten Infos an

Wir­kung lässt sich nicht ein­fach mes­sen, aber als För­dern­de wol­len wir natür­lich wis­sen, wel­che Pro­jek­te effek­tiv arbei­ten. Des­we­gen sind Infos über die Zie­le und die Ziel­grup­pen wich­tig, zu denen dann auch die geplan­ten Maß­nah­men pas­sen müs­sen“, sagt Caro­li­ne Wetz­ke, die bei PHI­NEO das Ska­la-Pro­jekt betreut. Wir stel­len auch immer wie­der fest, dass Reportings eine ech­te Lern­kul­tur för­dern, näm­lich dann, wenn sich die Pro­jek­te kon­struk­tiv mit den Punk­ten aus­ein­an­der­set­zen, die nicht so gut laufen.“

Grund­sätz­lich soll­ten sich För­dern­de gut über­le­gen, wel­che Infor­ma­tio­nen wirk­lich gebraucht wer­den. In der eige­nen För­der­pra­xis setzt PHI­NEO vor allem auf ein ange­mes­se­nes Report­ing. Klein­tei­li­ge Berichts­an­for­de­run­gen und Ver­wen­dungs­nach­wei­se kön­nen Pro­jek­te schnell überfordern. 

Bei gerin­ge­ren För­der­sum­men kann das Report­ing durch­aus weni­ger detail­liert aus­fal­len. Auch mal ganz auf das Report­ing zu ver­zich­ten kann sinn­voll sein, näm­lich dann, wenn die Wirk­sam­keit des Pro­jek­tes nach­ge­wie­sen ist oder die För­dern­den die Orga­ni­sa­ti­on sehr gut kennen.

Und war das nun der Grund­satz von Jeff Bezos? Das wis­sen wir nicht. Was wir aber wis­sen: Enga­ge­ment hilft. Und eine wir­kungs­ori­en­tier­te För­der­pra­xis bedeu­tet neben einem Report­ing mit Augen­maß immer auch, dass die Part­ner­schaft von einem gesun­den Ver­trau­en beglei­tet wird.