„Es fehlt an Zeit, Geld und ausgebildetem Personal!” – Kommunikationsprobleme in Non-Profits
Seit Anfang 2024 untersucht das Projekt Comms4Good mithilfe einer Studie, wie es um die Kommunikation in Non-Profits bestellt ist. Auf Basis der Ergebnisse wird parallel eine KI entwickelt, die die spezifischen Kommunikationsbedarfe gemeinnütziger Organisationen bedient.
Wir sprachen mit den beiden Studienleiterinnen der International University, Prof. Laura-Maria Altendorfer und Prof. Nele Hansen, über erste Erkenntnisse.
Was ist an der Kommunikationsarbeit von Non-Profits so interessant, dass man sie wissenschaftlich untersuchen muss?
Laura-Maria Altendorfer: Die Kommunikationsarbeit in Non-Profits ist schon deshalb ein interessantes Forschungsfeld, weil es erstaunlich wenige Studien und Daten zur Öffentlichkeitsarbeit gemeinnütziger Organisationen gibt. Non-Profits liefern einen wichtigen Beitrag zu politischen und gesellschaftlichen Veränderungen, umso dringlicher ist es, die PR-Arbeit von Non-Profits zu beleuchten und zu unterstützen. Genau das haben wir vor!
Comms4Good ist ein Forschungsprojekt, das durch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales (Civic Innovation – Förderung von gemeinwohlorientierten KI-Projekten) gefördert wird. Projektpartner sind die International University (iu), die Phineo gAG und die Producer Media UG.
Nach den ersten Recherchen und Interviews: Könnt ihr schon etwas zu Ergebnissen sagen?
Nele Hansen: Nach den ersten Interviews zeigt sich, dass viele Organisationen einen Ressourcenmangel haben – es fehlt an Zeit, Geld und ausgebildetem Personal. Insbesondere in ehrenamtlichen Strukturen scheint es so, dass niemand einfach so „hier” schreit, wenn es um Kommunikation geht. Vieles folgt einer Hands-on-Mentalität: Oft sind die Kommunikationsverantwortlichen fachfremd und jeder macht irgendwie irgendwas. Das ist natürlich nicht immer so; manchmal gibt es auch etabliertere Strukturen. Allerdings scheinen diese eher rudimentär und nur in wenigen Fällen professionalisiert zu sein.
Laura-Maria Altendorfer: Was noch auffällt ist, dass nicht alle Verantwortlichen wirklich hilfreiche Kommunikationstools an der Hand haben oder diese gar nicht erst kennen. Hier sehen wir Potenzial. Auffällig ist auch, dass die analoge Welt, also der persönliche Austausch etwa über Mund-zu-Mundpropaganda, weiterhin ein elementarer Teil der Kommunikationsarbeit ist.
Was überrascht euch bisher am meisten?
Nele Hansen: Vor allem bei kleineren Vereinen sehen wir, dass die meisten von ihnen keine Berührungspunkte oder Erfahrungen mit ChatGPT oder anderen KI-Tools haben, die bei der Kommunikationsarbeit unterstützen könnten. Viele Befragte haben allenfalls einen geringen Bezug zu KI oder sie verbinden das Thema nicht mit Kommunikation. Künstliche Intelligenz ist in der breiten Wahrnehmung noch gar nicht so verankert, wie es mancher Kommunikationsprofi vermuten würde.
Was haben Non-Profits von der Studie?
Laura-Maria Altendorfer: Unsere Studie soll zunächst über die Öffentlichkeitsarbeit von gemeinnützigen Organisationen informieren und den Status quo abbilden. Sie dient dazu, das Verständnis der Strukturen und der externen Kommunikationsarbeit von NGOs zu schärfen. Denn das kann eine gezieltere Förderung durch Geldgeber ermöglichen!
Wie geht es weiter?
Nele Hansen: Bisher haben wir qualitative Interviews mit Vertreter*innen gemeinnütziger Organisationen geführt. Auf diesen Ergebnissen aufbauend starten wir in den nächsten Wochen dann mit der quantitativen Befragung. Dafür konzipieren wir gerade den Fragebogen. Das, worauf die Studienteilnehmer*innen sich natürlich jetzt schon freuen, ist das KI-Tool, das von unserem IT-Partner entwickelt wird, und das auf unseren Studienergebnissen beruht. Das Tool soll NGOs in ihrer täglichen Öffentlichkeitsarbeit unterstützen und wird speziell auf deren Bedürfnisse zugeschnitten sein.
Danke für eure Zeit! Wir werden die Ergebnisse demnächst an dieser Stelle vertiefen.