Praxistipp
Verschachtelte Wirkungstreppe: komplexe Projekte besser planen
Wirkung entsteht nicht zufällig – sondern Schritt für Schritt. Wer mit seinem Projekt wirklich etwas verändern will – bei Menschen, in Systemen oder in der Gesellschaft – braucht eine klare Vorstellung davon, wie das gehen soll.
Die Wirkungstreppe hilft dabei. Sie macht sichtbar, wie Aktivitäten in Wirkung übersetzt werden – von der ersten Aktion bis zum langfristigen Impact. Aber was passiert, wenn nicht alles gleichzeitig wirkt – sondern erst dann, wenn vorher etwas anderes passiert ist? Genau da kommt die verschachtelte Wirkungstreppe ins Spiel.
Die Wirkungstreppe – kurz erklärt
Die klassische PHINEO-Wirkungstreppe besteht aus sieben Stufen. Sie unterteilt sich in drei Stufen der Leistung (Output) und vier Stufen der Wirkung (Outcome & Impact):
Diese Struktur hilft, sich nicht in Aktivismus zu verlieren, sondern bewusst auf Wirkung hinzuarbeiten. Und sie ermöglicht es, Erfolge und blinde Flecken klarer zu erkennen.
Was heißt jetzt „verschachtelt“?
Einfach gesagt: Manchmal braucht es mehrere Wirkungstreppen, die aufeinander aufbauen.
Das passiert zum Beispiel, wenn:
- Zielgruppen nacheinander angesprochen werden,
- mehrere Projektphasen aufeinander folgen,
- interne Prozesse erst abgeschlossen sein müssen, bevor Wirkung nach außen möglich ist.
In solchen Fällen kommt die verschachtelte Wirkungstreppe ins Spiel. Sie verbindet mehrere Treppen: Die erste endet z.B. mit einer Verhaltens- oder Einstellungsänderung – und darauf baut die nächste auf. Wie auch bei der klassischen Wirkungstreppe braucht jede neue Stufe die vorherige als Fundament.
Bildlich gesprochen …
… funktioniert die verschachtelte Wirkungstreppe wie ein Gebäude mit mehreren Treppenhäusern:
- Jede Treppe hat ihr Ziel.
- Jede führt weiter – aber nur, wenn man die vorherige nicht auslässt.
- Und wer den Überblick behält, kommt besser ans Ziel.
Drei Beispiele aus der Praxis
Im Folgenden zeigen wir drei typische Anwendungsfälle – jeweils ergänzt durch ein Schaubild aus der Praxis. So können Sie sehen, wie verschachtelte Wirkungstreppen in realen Projekten aussehen und eingesetzt werden.
1. Zwei Zielgruppen – eine Reihenfolge
Beispiel: Ein Bildungsprojekt möchte Schüler*innen fördern – beginnt aber bei den Lehrkräften.
- Wirkungstreppe 1: Lehrkräfte werden geschult, nehmen neue Impulse an und verändern ihren Unterricht.
- Wirkungstreppe 2: Erst dadurch kann sich bei den Schüler*innen etwas bewegen: Sie erleben veränderten Unterricht, verbessern ihr Lernverhalten – und ihre Bildungschancen steigen.
👉 Die Wirkung auf die Schüler*innen als primäre (aber indirekte) Zielgruppe wird erst möglich, nachdem sich das Verhalten der direkten Zielgruppe der Lehrkräfte verändert hat.
2. Schritt für Schritt zur Selbstwirksamkeit
Beispiel: Ein Projekt begleitet Jugendliche beim Übergang in Ausbildung.
- Wirkungstreppe 1: Jugendliche entwickeln Selbstvertrauen und Resilienz, werden in ihrer Orientierung gestärkt und reflektieren ihre Interessen.
- Wirkungstreppe 2: Hier setzt das Bewerbungstraining an: Die Jugendlichen lernen, wie man gute Bewerbungen schreibt und Bewerbungsgespräche führt.
👉 Ohne innere Sicherheit keine äußeren Schritte. Die zweite Treppe setzt auf der Wirkung der ersten auf.
3. Interne Voraussetzung – externe Wirkung
Beispiel: Eine NPO will ein neues Projekt starten, doch ein wichtiger interner Partner ist skeptisch. Dieses Beispiel ist eine Variante von Beispiel 1, mit wechselnder Zielgruppe.
- Wirkungstreppe 1: Durch Gespräche und Wertearbeit wird Stakeholder X überzeugt, erkennt den Nutzen und sagt Unterstützung zu.
- Wirkungstreppe 2: Erst jetzt kann das Projekt mit der Zielgruppe starten – und dort Wirkung entfalten.
👉 Das Beispiel unten zeigt genau diesen Fall: Erst wenn Stakeholder X überzeugt ist, stellt er Ressourcen bereit – und macht damit die zweite Wirkungstreppe überhaupt erst möglich.
Wann lohnt sich die verschachtelte Wirkungstreppe?
Die verschachtelte Wirkungstreppe ist ein starkes Werkzeug, wenn…
- Ihre Arbeit komplexe Abläufe umfasst,
- mehrere Aktivitäten zusammenspielen,
- oder bestimmte Voraussetzungen erst erfüllt sein müssen, bevor der nächste Schritt kommen kann.
Sie schafft Klarheit – nicht nur im Kopf, sondern auch im Team, im Reporting und in der Kommunikation mit Partnern.
Was, wenn es noch komplexer wird?
Die verschachtelte Wirkungstreppe bringt Struktur in komplexe Prozesse. Aber wenn es um ganze Systeme oder Organisationen geht, stößt auch sie an ihre Grenzen.
Dann lohnt sich ein Blick auf ergänzende Modelle:
- Theory of Change: Für ganzheitliche Wirkungslogiken mit vielen Einflussfaktoren. Gelungene Beispiele für die Visualisierung gibt’s bei der FAMTASTISCH Stiftung und bei Anne Lehmann für die START Stiftung.
- Zewo Impact Tool: Besonders hilfreich für Organisationen, die Wirkung nachvollziehbar dokumentieren wollen.
Fazit: Wirkung braucht System
Die verschachtelte Wirkungstreppe hilft Ihnen, den roten Faden zu behalten – auch bei vielschichtigen Vorhaben.
Sie macht deutlich:
- Wirkung entsteht nicht auf einmal, sondern schrittweise.
- Wirkung baut aufeinander auf.
- Wirkung lässt sich planen, messen, analysieren, steuern und sichtbar machen.
Gerade in der Zivilgesellschaft brauchen wir Werkzeuge, die Komplexität abbilden, Klarheit schaffen und gemeinsames Lernen ermöglichen.
Die verschachtelte Wirkungstreppe ist eines davon.
⬇️ Hier finden Sie die Vorlagen für die PHINEO Wirkungstreppe und die verschachtelte Wirkungstreppe als PowerPoint-Folien zum Download.

Ihr Ansprechpartner
Jonas Fathy ✭ jonas.fathy@phineo.org ✭ +49 30 520 065 113