Unternehmensberatung
Technik-Trends & Tools im Corporate Citizenship
Digitale Tools bieten neue Möglichkeiten für das Unternehmensengagement. Wir stellen die aus unserer Sicht aktuellsten Trends vor.
Interaktive Dashboards, automatisierte Abwicklung, passgenaue Volunteering-Programme: Digitale Tools versprechen, Corporate Citizenship (CC) besser und effizienter zu managen, auf Bedürfnisse einzelner Mitarbeitenden einzugehen und die Beteiligung an Maßnahmen zu steigern.
Die Digitalisierung prägt auch im Bereich des Unternehmensengagements die externen sowie internen Anforderungen und bietet gleichzeitig Innovationspotenzial. Schon heute gibt es deshalb eine Vielzahl an Software-Anwendungen, die die breite Palette an CC-Aktivitäten abdecken.
In einer Desk-Research haben wir zahlreiche Studien, Newsletter und Blogs gescannt, die sich mit aktuellen Entwicklungen im Unternehmensengagement beschäftigen. Zusätzlich dazu haben wir über 40 verschiedene digitale CC-Tools genauer unter die Lupe genommen.
Dabei kristallisierten sich sieben, technikgetriebene Trends im Corporate Citizenship heraus:
Trend 1: Volunteer Centricity
Eine radikale Ausrichtung auf die Bedürfnisse der Kund*innen ist ein elementarer Bestandteil vieler erfolgreicher Geschäftsmodelle im digitalen Zeitalter. Auch Mitarbeiter*innen erwarten für ihre Beteiligung am Unternehmensengagement zunehmend einfache Prozesse ohne administrativen Aufwand.
Smartphone-Apps, passgenaue Angebote und das Look-and-Feel von Social Media Anwendungen sind Möglichkeiten, wie „Volunteer Centricity“ im Corporate Citizenship erfüllt und so Teilnahmehürden gesenkt werden können.
Tools, die Volunteer Centricity in besonderer Weise umsetzen, sind beispielsweise: POINT, Spark by benevity oder purpozed.
Trend 2: Micro Volunteering
Micro Volunteering ist ein schon länger bestehender Trend, der in Zeiten der Pandemie neue Relevanz bekommen hat. Micro Volunteering basiert auf drei Grundsätzen:
- Kurzes, zeitlich begrenztes Engagement
- Kleine, in sich geschlossene Aufgaben
- Aktivitäten, die keine Schulung vorab erfordern
Micro Volunteering wird zum größten Teil online durchgeführt, Offline-Aktivitäten sind jedoch auch denkbar. Langfristiges Commitment kann durch Micro Volunteering nicht ersetzt werden, aber bietet das Potenzial, bisher nicht erreichte Mitarbeitende zu motivieren oder erste Kooperationen mit Non-Profits anzutesten.
Tools, die Micro Volunteering im Unternehmenskontext ermöglichen, sind beispielsweise: Karma App by Goodera oder Be my Eyes.
Trend 3: Volunteer Learning Journeys
Skills-based-Volunteering bietet neben hohem Impactpotenzial auch unterschiedliche Lernmöglichkeiten für die Volunteers: Vom Übertragen bereits vorhandener Fähigkeiten in neue Kontexte bis hin zu Volunteerformaten, die auf das Erlenen bestimmter Skills zielen.
Journey steht bei diesem Trend für ein mehrmaliges und durch Reflexionen begleitetes Format, um das Lernen nachhaltig anzulegen. Neue Tools digitalisieren hier insbesondere den Matching-Prozess und ermöglichen Unternehmen so die Skalierung individueller Formate, die Volunteering und Lernen miteinander verbinden.
Tools, die bei Volunteer Learning Journeys ansetzen, sind beispielsweise: Volunteer Vision, Ethical Angels oder purpozed.
Trend 4: Gamification
Gamification meint das Übertragen von Elementen und Mechaniken aus Spielen in spielfremde Zusammenhänge.
Das Ziel ist es, Anwender*innen zu motivieren und ihr Verhalten zu verändern, indem bestimmte Aufgaben durch spielerische Elemente ansprechender gestaltet werden.
Viele Tools nutzen Gamification, um Mitarbeitende für die Teilnahme an CC-Aktivitäten zu gewinnen oder für bestimmte Themen spielerisch zu sensibilisieren.
Tools, die Gamification-Aspekte implementiert haben, sind beispielsweise: Alaya by benevity, WeSpire oder CyberGrants.
Trend 5: Datafication
Die verstärkte Regulierung und von Stakeholdern eingeforderte Transparenz erhöhen den Bedarf an quantitativen Daten in Bezug auf CC-Engagement.
Digitale Anwendungen ermöglichen die automatisierte Auswertung von CC-Aktivitäten. Viele Tools bieten die visuelle Aufbereitung der Daten an.
Quantitativ messbare und damit leicht auswertbare KPIs werden an Maßnahmen angelegt und versprechen die Optimierung dieser – bergen dabei aber die Gefahr, schwer erfassbare qualitative Daten trotz ihrer höheren Aussagekraft zu vernachlässigen.
Tools, die dem Trend Datafication gerecht werden, sind beispielsweise: benevity, Bright Funds oder Goodera.
Trend 6: Digital Corporate Giving
Digitale Anwendungen erleichtern sämtliche Aspekte des Corporate Giving: Vom Spendensammeln über Matching, Bezahlprozesse bis zur partizipativen Einbindung von Mitarbeitenden.
Daraus ergeben sich neue Chancen: Bei Krisen und Katastrophen können Unternehmen besonders schnell reagieren und durch gezielte Spendenaktionen ohne großen administrativen Aufwand akute Hilfe leisten. Auch Kryptospenden, die sofort verfügbar sind, werden von ersten Anbietern ermöglicht.
Tools, die Digital Corporate Giving technisch voranbringen, sind beispielsweise: Spark by benevity, The Giving Block oder millie.
Trend 7: Stakeholder Philanthropy
Stakeholder Philanthropy trägt der wachsenden Bedeutung von Stakeholdern Rechnung. Kernidee ist es, diese aktiv ins Corporate Giving einzubinden – allen voran Mitarbeitende und Kund*innen.
Eine Umfrage in den USA zeigte jüngst, dass 84 Prozent der Verbraucher*innen und 86 Prozent der Mitarbeitenden ein Mitspracherecht bei der Vergabe von Spenden erwarten, für 73 Prozent der Verbraucher*innen hätte dies Einfluss auf ihre Kaufentscheidung.
Ein Tool, das Stakeholder Philanthropy durch seine technische Ausgestaltung ins Zentrum stellt: particulate.
Im Trend-Austausch mit der Arbeitsgruppe Corporate Citizenship
Alle beschriebenen Trends bergen sowohl Potenziale als auch Risiken für gesellschaftliches Unternehmensengagement.
Alle Trends werden von digitalen Anwendungen begleitet, die Unternehmen eine bessere Umsetzung ihrer CC-Aktivitäten versprechen. Neben der Desk-Research waren wir dazu auch mit CC-Verantwortlichen aus engagierten Großunternehmen im Gespräch, die sich mit PHINEO zur Arbeitsgruppe Corporate Cititzenship zusammengeschlossen haben.
Das Fazit: In der Theorie können CC-Tools Unternehmensengagement besser steuerbar machen und Mitarbeitende nachhaltig motivieren.
In der konkreten Umsetzung hakt es oft an Aspekten wie Compliance, Finanzierung oder Implementierung. Trotzdem sind gerade Anwendungen, die die administrativen und buchhalterischen Seiten von Corporate Citizenship vereinfachen, eine große Erleichterung im Unternehmensalltag.
Zusätzlich gibt es insbesondere rund um die Trends „Volunteer Centricity” und „Volunteer Learning Journeys” aktuell spannende Entwicklungen und neue Angebote im deutschen und europäischen Markt. Diese Lösungen könnten zukünftig die spezifischen Anforderungen deutscher oder in Deutschland tätiger Unternehmen besser abdecken und gute Alternativen zu den bisher dominierenden Anwendungen aus dem angelsächsischen Raum darstellen.