Group

Initia­ti­ve Mobilitätskultur

Ideen­schmie­de für die Mobilitätswende

24.11.2025

Ziel der Initia­ti­ve Mobi­li­täts­kul­tur ist es, wir­kungs­vol­le Maß­nah­men für die Mobi­li­täts­wen­de zu för­dern. Damit das gelingt, müs­sen die rele­van­ten The­men vor Ort gemein­sam iden­ti­fi­ziert wer­den – mit den Men­schen, die sie betref­fen.

Bei unse­rer Ideen­schmie­de“ haben wir rund drei­ßig Akteur*innen aus Zivil­ge­sell­schaft, Ver­wal­tung, Poli­tik und Wirt­schaft in Leip­zig zusam­men­ge­bracht, Her­aus­for­de­run­gen benannt und ers­te Lösungs­an­sät­ze für eine sozi­al gerech­te, nach­hal­ti­ge und all­tags­na­he Mobi­li­tät ent­wi­ckelt. Ein beson­de­rer Fokus lag dabei auf länd­li­chen Räu­men in Ostdeutschland.

Mobi­li­täts­kul­tur: Mehr als Verkehr

Die Initia­ti­ve Mobi­li­täts­kul­tur ver­steht Mobi­li­tät als sozia­len Fak­tor. Es geht um mehr als Stre­cken, Fahr­zeu­ge und CO₂. Mobi­li­tät ent­schei­det dar­über, ob Men­schen teil­ha­ben kön­nen, Begeg­nun­gen erle­ben, Orte errei­chen, Kul­tur genie­ßen und sich in ihrer Regi­on wohl­füh­len. Wer mobil ist, kann teil­ha­ben – und wer teil­hat, ent­wi­ckelt Ver­trau­en in die eige­ne Gestal­tungs­fä­hig­keit, in die Gemein­schaft, in öffent­li­che Insti­tu­tio­nen und in die Zukunft.

Bei der Ideen­schmie­de haben wir daher auf einen Pro­zess gesetzt, der Ver­trau­en schafft und die Per­spek­ti­ven der Teil­neh­men­den über Sek­to­ren­gren­zen hin­weg ver­bin­det: Erst tausch­ten sich die Teil­neh­men­den über ihre Erfah­run­gen und Stär­ken aus, dann sam­mel­ten wir die größ­ten Hin­der­nis­se für die Mobi­li­täts­wen­de und ent­wi­ckel­ten gemein­sam ers­te Projektansätze.

Was die Mobi­li­täts­wen­de ausbremst

Die Teil­neh­men­den iden­ti­fi­zier­ten zahl­rei­che Hin­der­nis­se für nach­hal­ti­ge Mobi­li­tät: Struk­tu­rel­le Hür­den wie star­re Rou­ti­nen in Ver­wal­tun­gen, über­las­te­te Mit­ar­bei­ten­de und feh­len­de sek­tor­über­grei­fen­de Zusam­men­ar­beit erschwe­ren Ver­än­de­rung. Res­sour­cen­eng­päs­se bei Finan­zie­rung, Per­so­nal und Zeit ver­hin­dern die Umset­zung guter Ideen. Die Inno­va­ti­ons­kul­tur lei­det unter Angst vor Feh­lern, zu kur­zen Pro­jekt­lauf­zei­ten und gerin­gem Inter­es­se an neu­en Bil­dungs­for­ma­ten. Im länd­li­chen Raum ver­schär­fen gro­ße Distan­zen, feh­len­de ÖPNV-Ange­bo­te und man­geln­de Begeg­nungs­räu­me die Situa­ti­on. Hin­zu kommt die All­tags­per­spek­ti­ve: Mobi­li­tät muss sich gut anfüh­len: wer im Bahn­hof kei­nen Kaf­fee bekommt oder sich im Bus unwohl fühlt, nutzt die­se Ange­bo­te ungern. Außer­dem erschwert die fach­li­che Kom­ple­xi­tät den Zugang: Die Spra­che der Mobi­li­tät ist oft tech­nisch und abschre­ckend, es feh­len ver­ständ­li­che Bil­der und kla­re Nut­zen­ver­spre­chen. Und nicht zuletzt hemmt eine weit ver­brei­te­te Ver­än­de­rungs­skep­sis in der Gesell­schaft sowie Miss­trau­en gegen­über Insti­tu­tio­nen vie­le Pro­zes­se zusätzlich.

Von Pro­ble­men zu Projektideen

Nach dem gemein­sa­men Blick auf die Hür­den begann der span­nends­te Abschnitt des Tages: die Ideen­schmie­de. Die Betei­lig­ten ent­wi­ckel­ten kon­kre­te Pro­jekt­ideen. Hier eini­ge Beispiele: 

Loka­ler Mobi­li­täts­be­darf: Kul­tur und Begeg­nung ermög­li­chen

  • Bahn­hö­fe als sozia­le Treff­punk­te: Vie­le Bahn­hö­fe sind heu­te Orte des Durch­het­zens oder wer­den gemie­den. Die Idee: Leer­ste­hen­de Räu­me nut­zen, klei­ne Gas­tro­no­mie ansie­deln, sau­be­re Toi­let­ten und siche­re War­te­be­rei­che schaf­fen, loka­le Initia­ti­ven ein­bin­den. Die Wir­kung: Mehr Auf­ent­halts­qua­li­tät, mehr sozia­le Begeg­nun­gen, mehr Lust auf ÖPNV
  • Mobi­li­täts­an­ge­bo­te für Kul­tur­ver­an­stal­tun­gen: Das klas­si­sche Pro­blem – man wür­de gern zum Kon­zert, kommt aber ohne Auto nicht hin. Die Idee: Mit­fahr­bör­sen, Ruf­bus­se, Car­sha­ring-Flot­ten, Anreiz­sys­te­me (etwa ein Getränk aufs Haus bei Anrei­se per ÖPNV) und digi­ta­le Tools zur Fahr­ten­ver­mitt­lung. Die Wir­kung: Mehr kul­tu­rel­le Teil­ha­be, weni­ger Abhän­gig­keit vom Auto und ein kon­kre­tes Erleb­nis, dass Mobi­li­tät anders funk­tio­nie­ren kann. 

Bera­tung und Qua­li­fi­zie­rung: Know-how auf­bau­en

  • Qua­li­fi­zie­rungs-Offen­si­ve für klei­ne Kom­mu­nen: Vie­le Gemein­den wol­len etwas ver­än­dern, wis­sen aber nicht, wo sie anfan­gen sol­len. Die Idee: Bür­ger­rä­te, run­de Tische und Betei­li­gungs­for­ma­te kom­bi­niert mit Qua­li­fi­zie­rung für Ver­wal­tungs­mit­ar­bei­ten­de und ehren­amt­li­che Initia­ti­ven. Die Wir­kung: Mehr Selbst­wirk­sam­keit, mehr Mut, mehr Umset­zung. Mobi­li­tät wird zur Gemein­schafts­auf­ga­be statt zur Verwaltungsroutine. 
  • Kom­mu­ni­ka­ti­ons­stra­te­gien für die Mobi­li­täts­wen­de: Der öffent­li­che Dis­kurs ist oft ver­här­tet – Auto gegen Fahr­rad, statt: Wie gestal­ten wir Lebens­qua­li­tät? Die Idee: Kom­mu­ni­ka­ti­ons­trai­nings für Poli­tik und Ver­wal­tung, mode­rier­te Bür­ger­rä­te, stra­te­gi­sche Öffent­lich­keits­ar­beit, neue Nar­ra­ti­ve. Die Wir­kung: Weni­ger Abwehr, mehr Ver­ständ­nis, ein öffent­li­cher Dis­kurs, der ver­bin­det statt spaltet. 

Demo­kra­tie­stär­kung durch Betei­li­gung: Mit­ge­stal­tung för­dern

  • Umgang mit Wider­stän­den in der Kom­mu­nal­po­li­tik: Vie­le gute Vor­schlä­ge schei­tern im Stadt­rat. Die Idee: Ver­kehrs­ver­su­che, Exkur­sio­nen in erfolg­rei­che Modell­kom­mu­nen, kul­tu­rel­le For­ma­te wie Thea­ter oder The­men­spa­zier­gän­ge, Plan­spie­le und Betei­li­gungs­for­ma­te. Die Wir­kung: Erfah­run­gen statt Vor­ur­tei­le. Poli­ti­sche Entscheidungsträger*innen wer­den zu Mit­ge­stal­ten­den, die Umset­zungs­be­reit­schaft steigt. 

Aktu­el­le Pro­jek­te der Initia­ti­ve im Fokus

Zwi­schen­fa­zit und Ausblick

Die Mobi­li­täts­wen­de wird nur gelin­gen, wenn wir sie als gesell­schaft­li­ches Pro­jekt begrei­fen. Wir brau­chen Orte, an denen Men­schen gute Erfah­run­gen mit neu­er Mobi­li­tät machen, und Pro­zes­se, die mit Men­schen statt über sie hin­weg arbei­ten. Wir brau­chen eine Spra­che, die posi­tiv moti­viert, und Ver­bün­de­te, die sich gegen­sei­tig stär­ken. Mobi­li­täts­kul­tur heißt nicht: Wir kämp­fen gegen das Auto. Es heißt: Wir gestal­ten Mobi­li­tät so, dass sie zu unse­ren Leben passt.

Der Pro­zess unse­rer Ideen­schmie­de in Leip­zig hat gezeigt: Wenn loka­le Akteur*innen von Anfang an ein­ge­bun­den wer­den, kön­nen Lösun­gen ent­ste­hen, die wirk­lich grei­fen. Per­spek­ti­ven aus Ver­wal­tung, Poli­tik, Wirt­schaft und Zivil­ge­sell­schaft ergän­zen sich, und Ver­trau­en in die Zusam­men­ar­beit wächst. Gera­de bei kom­ple­xen Her­aus­for­de­run­gen wie der Mobi­li­täts­wen­de ist die­se Mul­ti­per­spek­ti­vi­tät ent­schei­dend.

Betei­li­gung
ist kein Extra”, son­dern die Grund­la­ge für wir­kungs­vol­le För­de­rung. Beson­ders deut­lich wird das in den länd­li­chen Räu­men Ost­deutsch­lands, die mit spe­zi­fi­schen Mobi­li­täts­her­aus­for­de­run­gen, aber auch gro­ßen Gestal­tungs­po­ten­zia­len in den Pro­zess ein­ge­bracht wur­den und eine wich­ti­ge Rol­le für unse­re Arbeit spielen.

Die ent­wi­ckel­ten Ideen wer­den wir in digi­ta­len Fol­ge­tref­fen wei­ter kon­kre­ti­sie­ren und zu för­der­fä­hi­gen Pro­jek­ten aus­ar­bei­ten. Alle Betei­lig­ten und alle, die dazu kom­men wol­len, sind ein­ge­la­den, mit­zu­den­ken und mitzumachen.

Wenn Sie Fragen haben:

Sonja Schäffler

Leitung PHINEO Philanthropie & Non-Profit
+49 151 116 464 12
sonja.schaeffler@phineo.org

Geför­dert durch: