Initiative Zukunftsträger
So geht Berufsorientierung: Bielefelds Nacht der offenen Tür
Die Nacht der Berufe in Bielefeld ist mehr als eine Infoveranstaltung: Sie ist ein Event, bei dem Jugendliche Betriebe entdecken, Berufe ausprobieren und Kontakte für Praktika oder Ausbildungen knüpfen. Organisiert wird sie von der REGE mbH, die das Projekt im Rahmen der Jugendberufsagentur Bielefeld umsetzt und seit Januar 2025 als regionale Koordinationsstelle in unserer Initiative Zukunftsträger mitwirkt. Mit ihrem starken Netzwerk aus Schulen, Unternehmen und Verwaltung sorgt sie dafür, dass Jugendliche auf ihrem Weg in Ausbildung und Beruf passgenau unterstützt werden.
Über 2000 Menschen auf Streifzug durch die Arbeitswelt
An diesem Freitagabend sieht Bielefeld ein bisschen anders aus. Statt Einkaufsbummel oder Stadionbesuch streifen hunderte Jugendliche mit einem kleinen Heft in der Hand durch die Innenstadt. Der „Pocket-Guide“ – ein praktisches Handout zur Routenplanung und Orientierung – weist ihnen den Weg zu rund 30 Unternehmen, die ihre Türen geöffnet haben, darunter z.B. Dr. Oetker, Miele, Schüco und die Sparkasse Bielefeld. Drinnen warten keine trockenen Vorträge, sondern echte Einblicke: ein LKW-Fahrsimulator mit VR-Brille, ein Roboter, der programmiert werden muss, um Pizza zu belegen, oder ein Newsdesk, an dem man selbst Schlagzeilen texten kann. Willkommen bei der Bielefelder Nacht der Berufe.
Jugendliche Teilnehmerin, 14 Jahre
„Super ist, dass wir selbst entscheiden können, wo wir hingehen und im Pocket-Guide direkt sehen, welche Firmen auch Praktika anbieten.”
Rund 1.400 Jugendliche sind bei der diesjährigen Veranstaltung am 12. September unterwegs. Viele kommen mit Freund*innen, andere mit Eltern oder Geschwistern – insgesamt sind es über 2.000 Besucher*innen. Manche haben einen klaren Plan, welche Betriebe sie sehen wollen, andere lassen sich einfach treiben. Sogar Bus und Bahn sind an diesem Abend für die Teilnehmenden kostenlos. Die meisten gehen am Ende mit neuen Ideen, Kontakten und Perspektiven nach Hause.
Echte Begegnung zählt
Berufsorientierung ist ein großes Wort. Für viele Jugendliche bedeutet es vor allem: Unsicherheit. Die Auswahl an Berufen ist riesig, die Anforderungen wirken abstrakt, und die klassischen Infobroschüren landen schnell im Papierkorb. Genau hier setzt die Nacht der Berufe an. Sie schafft direkte Begegnungen auf Augenhöhe: Jugendliche sprechen nicht mit Personalchefs im Anzug, sondern mit Azubis, die nur ein paar Jahre älter sind. Sie sehen, wie ein Arbeitsplatz aussieht, wie das Betriebsklima ist, wie eine Maschine klingt oder wie eine Schlagzeile entsteht. Das ist wichtig, weil es Schwellen abbaut.
Claudia Hilse, Leiterin Kommunale Koordinierung, Bereich Jugend, REGE mbH
„Wer einmal selbst eine Kabelverbindung gesteckt oder eine Wunde vernäht hat, geht mit einer anderen Haltung ins Praktikum oder ins nächste Bewerbungsgespräch. Bei der Nacht der Berufe wird Berufsorientierung greifbar, statt abstrakt zu bleiben.“
Azubis geben den Ton an
Besonders gut funktioniert das Konzept, weil Auszubildende selbst die Mitmachaktionen gestalten. Sie wissen, was Gleichaltrige anspricht, und erklären auf Augenhöhe. Das macht die Veranstaltung nicht nur für die Besucher*innen wertvoll, sondern auch für die Unternehmen, die ihre eigenen Nachwuchskräfte als Botschafter*innen erleben.
Wirkung mit System
Dass die Nacht der Berufe so erfolgreich ist, liegt auch an der systematischen Weiterentwicklung. Die REGE mbH, die als Teil der Jugendberufsagentur Bielefeld das Event organisiert, setzt von Anfang an auf klare Ziele: Jugendliche sollen Kontakte knüpfen und konkrete Schritte Richtung Praktikum oder Ausbildung machen, Unternehmen sollen potenzielle Nachwuchskräfte kennenlernen.
Damit das klappt, wird die Veranstaltung genau ausgewertet. Ein Beispiel ist der personalisierte QR-Code im Pocket-Guide: Jeder Scan an einem Unternehmensstand zeigt, wo Jugendliche sich informiert haben – natürlich anonym. Dazu kommen Feedbackbögen und Gespräche mit Fokusgruppen. Schon wenige Tage nach dem Event wertet die REGE mbH die Daten aus und bespricht die Ergebnisse mit den Unternehmen. So fließen Rückmeldungen direkt in die Planung fürs nächste Jahr ein. Monitoring klingt trocken, ist hier aber ein lebendiger Lernprozess, der die Qualität jedes Jahr verbessert.
Ein Netzwerk, das atmet
Die Nacht der Berufe ist kein Einzelprojekt, sondern das Ergebnis eines starken Netzwerks. Schulen, Unternehmen, freie Träger, Wirtschaftsakteure und Verwaltung wirken mit – koordiniert von der REGE mbH. Das Besondere: Das Netzwerk bleibt flexibel. Manche Partner sind zeitweise sehr aktiv, andere treten in den Hintergrund. Dieses „atmende Netzwerk“ verhindert Überlastung und hält alle zugleich im Boot.
Kommunikation, die trägt
Ein Event dieser Größe lebt von guter Kommunikation. Die REGE erstellt dafür jedes Jahr eine Roadmap: Wann werden Unternehmen informiert? Wie werden Schulen eingebunden? Wo erreichen wir Eltern und Jugendliche? Die Mischung ist bunt: von Social-Media-Posts über Plakate und Flyer bis zu Elternabenden in Schulen. Kurz vor der Veranstaltung gibt es digitale Schulungen für Unternehmen, damit alle gut vorbereitet sind.
Beitrag der WDR Lokalzeit
Auch die Medien greifen das Thema auf. Es gibt z.B. einen Beitrag von Radio Bielefeld, und der WDR ist live vor Ort, um in der Lokalzeit OWL über die Veranstaltung zu berichten. So wird die Nacht der Berufe auch ein Aushängeschild für Bielefeld.
👉 Hier geht’s zum Video der WDR Lokalzeit
Auch für andere Städte interessant
Die Nacht der Berufe zeigt, wie sektorübergreifende Zusammenarbeit im Sinne eines Collective Impacts konkret aussehen kann. Sie funktioniert, weil Ziele klar benannt, Prozesse transparent gestaltet und Feedback ernst genommen werden. Gleichzeitig bleibt sie niedrigschwellig: Jugendliche können einfach kommen und ausprobieren, Unternehmen bringen sich nach ihren Möglichkeiten ein.
Dieses Modell ließe sich gut auf andere Städte übertragen. Entscheidend ist weniger die Größe der Veranstaltung, sondern die Haltung dahinter: Gemeinsam und über Sektorengrenzen hinweg ein Problem erkennen, Verantwortung für die Lösung übernehmen, Maßnahmen abstimmen und koordinieren, flexibel bleiben und konsequent wirkungsorientiert handeln.
Tools für Collective Impact
Arbeitshilfen, Artikel und kostenlose Online-Kurse zum Thema der sektorübergreifenden Zusammenarbeit gibt’s auf unserer SKala Campus Lernplattform unter Kooperationen & Collective Impact.
Ein Abend, der nachwirkt
Die Bielefelder Nacht der Berufe ist ein lebendiges Beispiel für Collective Impact: Verschiedene Akteure ziehen an einem Strang, um Jugendlichen echte Zukunftschancen zu eröffnen. Dabei geht es nicht um Hochglanz-Image oder Zahlen für die Statistik, sondern um konkrete Begegnungen – und darum, dass ein junger Mensch vielleicht zum ersten Mal sagt: „Das könnte mein Weg sein.“
Wer an diesem Abend durch die Stadt läuft, spürt die Energie: neugierige Jugendliche, engagierte Unternehmen, ein Netzwerk, das funktioniert. Und man merkt, warum diese Nacht so besonders ist – weil sie zeigt, was möglich ist, wenn eine Stadt ihre Kräfte bündelt.
👉 Ausführliche Infos zur Nacht der Berufe gibt’s auf der Website der Jugendberufsagentur Bielefeld.
👉 Hier geht’s zur Website von Zukunftsträger Bielefeld mit weiteren Infos zum Verbund.
Initiative Zukunftsträger
PHINEO hat die Initiative Zukunftsträger gemeinsam mit der JPMorganChase Foundation im Rahmen der „New Skills at Work Initiative” ins Leben gerufen.
Laufzeit: 2019 bis 2026
Gefördert durch:



Wenn Sie Fragen haben:
