Wie sich Hoch­ver­mö­gen­de in Deutsch­land für eine bes­se­re Welt engagieren

PHINEO,
24.07.2024

In Zei­ten mul­ti­pler Kri­sen, in denen der Ein­satz jedes Ein­zel­nen ent­schei­dend ist, gewinnt das phil­an­thro­pi­sche Enga­ge­ment von Hoch­ver­mö­gen­den zuneh­mend an Bedeu­tung. Namen wie die Cre­spo Foun­da­ti­on, die Körber‑, Fritz Thyssen‑, Sie­mens- und Ber­tels­mann Stif­tung ste­hen stell­ver­tre­tend für eine lan­ge Tra­di­ti­on des Gebens in Deutsch­land. Deut­sche Hoch­ver­mö­gen­de unter­stüt­zen sozia­le, kul­tu­rel­le und öko­lo­gi­sche Pro­jek­te oft schon seit Gene­ra­tio­nen – in Form von Stif­tun­gen, Unter­neh­mens­en­ga­ge­ment oder pri­va­ten Spenden. 

Bis­lang gibt es aller­dings kaum Daten über ihre Moti­va­tio­nen und den tat­säch­li­chen Umfang ihres Enga­ge­ments. In wel­chen The­men­fel­dern enga­gie­ren sie sich? Über wel­che Kanä­le orga­ni­sie­ren sie ihr Enga­ge­ment? Und was brau­chen sie, um stra­te­gisch und effek­tiv zu wir­ken? PHI­NEO bringt etwas Licht ins Dun­kel und zeigt aktu­el­le Trends und Ent­wick­lun­gen dazu, wie Hoch­ver­mö­gen­de wirken.

In Deutsch­land gibt es knapp 20.000 Hoch­ver­mö­gen­de (Ultra-High-Net-Worth-Indi­vi­du­en bzw. UHN­WIs) – also Per­so­nen, die ein Net­to­ver­mö­gen von min­des­tens 30 Mil­lio­nen US-Dol­lar haben. Mit die­ser Zahl liegt Deutsch­land auf Platz drei weltweit.

Dis­kre­te Wohltäter*innen: Deutsch­lands ver­steck­te Phil­an­thro­pie im Aufwind

Phil­an­thro­pi­sches Kapi­tal ergänzt in Deutsch­land die Funk­tio­nen des star­ken Wohl­fahrts­staats und wirkt dar­über hin­aus. Die Mehr­heit der deut­schen Hoch­ver­mö­gen­den enga­giert sich mit ihrer per­sön­li­chen Zeit, ihrem Netz­werk, Kapi­tal und Ver­mö­gens­wer­ten für wohl­tä­ti­ge Zwe­cke. Sie sieht sich in der Ver­ant­wor­tung, ihr Ver­mö­gen zur Lösung gesell­schaft­li­cher Pro­ble­me ein­zu­set­zen. Eine öffent­li­che Kul­tur der Phil­an­thro­pie”, wie man sie in den USA oder Groß­bri­tan­ni­en fin­det, gibt es aber hier­zu­lan­de nicht. Deut­sche Philanthrop*innen ste­hen mit ihrem Enga­ge­ment nur ungern im Rampenlicht. 

Es gibt jedoch Anzei­chen dafür, dass das phil­an­thro­pi­sche Enga­ge­ment deut­scher Hoch­ver­mö­gen­der zuneh­men wird. Grün­de dafür sind unter ande­rem die stei­gen­de Anzahl wohl­ha­ben­der Per­so­nen, aber auch eine wach­sen­de Bereit­schaft unter ihnen, gemein­nüt­zi­ge Zwe­cke zu unter­stüt­zen. Sie reflek­tie­ren ange­sichts diver­ser und omni­prä­sen­ter Kri­sen zuneh­mend ihre Rol­le neben dem Staat und wie sie zu gesell­schaft­li­chen Her­aus­for­de­run­gen bei­tra­gen kön­nen. Außer­dem wer­den Phil­an­thro­pie-Vor­bil­der sicht­ba­rer und ins­be­son­de­re Next­Gens geben neue Impulse.

Son­ja Schäff­ler, Lei­tung Groß­spen­den­be­ra­tung & Wir­kungs­ana­ly­se PHINEO

Es stimmt mich posi­tiv, dass Men­schen sich unab­hän­gig von sozio­öko­no­mi­schen Rah­men­be­din­gun­gen enga­gie­ren und dabei beson­ders Wert auf die Inhal­te ihres Enga­ge­ments und auf sys­te­mi­sches Wir­ken legen.“

Laut Schät­zun­gen von Expert*innen haben deut­sche Hoch­ver­mö­gen­de im Jahr 2022 einen mitt­le­ren ein­stel­li­gen Mil­li­ar­den-Betrag an phil­an­thro­pi­schem Kapi­tal über Spen­den und Stif­tun­gen bereit­ge­stellt. Die­se Zahl vari­iert, da nicht alle Kanä­le, über die Enga­ge­ment statt­fin­det (z.B. Impact Inves­t­ing), berück­sich­tigt wer­den konn­ten. Expert*innen gehen davon aus, dass noch mehr phil­an­thro­pi­sches Kapi­tal für gemein­nüt­zi­ge Zwe­cke bereit­ge­stellt wer­den könnte.

Die Zukunft im Blick: Wo Hoch­ver­mö­gen­de sich engagieren

Deut­sche Hoch­ver­mö­gen­de set­zen sich tra­di­tio­nell vor allem für Bil­dung, Kin­der- und Jugend­hil­fe, Kunst und Kul­tur, Umwelt- und Natur­schutz sowie Gesund­heit und Wis­sen­schafts­för­de­rung ein. Die­se Berei­che ste­hen im Mit­tel­punkt ihres Enga­ge­ments, oft mit einem Schwer­punkt auf natio­na­len Pro­jek­ten. Den­noch unter­stützt über die Hälf­te der deut­schen Hoch­ver­mö­gen­den auch inter­na­tio­na­le Pro­jek­te, z.B. ent­lang ihrer unter­neh­me­ri­schen Tätig­kei­ten im Ausland. 

Doch die För­der­land­schaft ver­än­dert sich. Hoch­ver­mö­gen­de unter­stüt­zen ver­stärkt Pro­jek­te, die Deutsch­land zukunfts­fä­hi­ger machen wol­len („Future Pro­ofing“). Die Kli­ma- und Bio­di­ver­si­täts­kri­se führt zu mehr För­de­run­gen im Bereich Kli­ma- und Umwelt­schutz, der demo­gra­phi­sche Wan­del hat neue Kon­zep­te im Gesund­heits­we­sen zur Fol­ge. Auch die nach­hal­ti­ge Trans­for­ma­ti­on der deut­schen Wirt­schaft und ihrer Wett­be­werbs­fä­hig­keit rückt zuneh­mend in den Fokus. Die För­de­run­gen von unter­neh­me­ri­schen Fähig­kei­ten und Inno­va­ti­on, MINT-For­schung und ‑Bil­dung und soge­nann­ter Future Skills“ wie Resi­li­enz, Empa­thie, digi­ta­ler, inter­kul­tu­rel­ler und kom­mu­ni­ka­ti­ver Kom­pe­ten­zen nimmt Fahrt auf. 

Bei allen Her­aus­for­de­run­gen, vor denen wir ste­hen, sind das posi­ti­ve Nach­rich­ten: Brei­te gesell­schaft­li­che Debat­ten und phil­an­thro­pi­sches Enga­ge­ment bedin­gen sich gegen­sei­tig und Hoch­ver­mö­gen­de und ihre Stif­tun­gen reagie­ren auf gesell­schaft­li­che Bedar­fe. Fami­li­en­un­ter­neh­mer­tum und Nach­hal­tig­keit wer­den immer öfter gemein­sam gedacht und Enga­ge­ment und Phil­an­thro­pie sind nicht mehr nur Add-on“.

Lin­da Gugel­fuß, ehe­mals Lei­tung Groß­spen­den­be­ra­tung & Wir­kungs­ana­ly­se PHINEO

Phil­an­thro­pi­schem Kapi­tal liegt eine gro­ße Frei­heit inne – es ist beflü­gelnd zu sehen, dass es zuneh­mend auch als Risi­ko­ka­pi­tal‘ ein­ge­setzt wird, um Zukunfts­the­men vor­an­zu­brin­gen. Wo die Stär­ken von Fami­li­en­un­ter­neh­men, der Zivil­ge­sell­schaft sowie Sozi­al­un­ter­neh­men und der öffent­li­chen Hand klug gespielt wer­den, kann nach­hal­ti­ger Wan­del gelingen.“

Von Tra­di­ti­on zu Inno­va­ti­on: So för­dern Hoch­ver­mö­gen­de heute

Die klas­si­sche Stif­tung und tra­di­tio­nel­le Spen­den domi­nie­ren wei­ter­hin die Art der Umset­zung phil­an­thro­pi­schen Enga­ge­ments in Deutsch­land. Das Vor­kom­men von gemein­nüt­zi­gen Stif­tun­gen steigt mit zuneh­men­dem Fami­li­en­ver­mö­gen. Dar­über hin­aus nut­zen Hoch­ver­mö­gen­de ihre (Familien-)Unternehmen als Vehi­kel für diver­ses Enga­ge­ment. Sie stel­len per­so­nel­le, finan­zi­el­le und sons­ti­ge Res­sour­cen zur Ver­fü­gung, um z.B. Akut- und Kata­stro­phen­hil­fe zu leisten. 

Trotz der lan­gen Tra­di­ti­on des Gebens enga­gie­ren sich die wenigs­ten Hoch­ver­mö­gen­den stra­te­gisch, also z.B. mit fun­dier­ter Wir­kungs­lo­gik, klar defi­nier­ten stra­te­gi­schen Maß­nah­men und Zie­len sowie Moni­to­ring und Eva­lua­ti­on. Auch wenn die stra­te­gi­sche Aus­rich­tung bis­lang nur bei weni­gen Hoch­ver­mö­gen­den ein Leit­prin­zip ihres Enga­ge­ments ist, stel­len sich immer mehr die Fra­ge: Wie för­de­re ich eigent­lich effek­tiv und smart?“ Die­sen Gedan­ken treibt die Erkennt­nis, dass Geld nicht die Ant­wort auf alle Her­aus­for­de­run­gen ist.

Es besteht ein wach­sen­der Kon­sens dar­über, dass tra­di­tio­nel­le Ansät­ze, wie auf Ewig­keit ange­leg­te Stif­tun­gen, ihr Poten­zi­al nicht voll­stän­dig aus­schöp­fen. Neue, fle­xi­ble Wege des Gebens wer­den erkun­det, ange­trie­ben von eta­blier­ten Philanthrop*innen und Next­Gens. Zu neu­en Model­len gehö­ren z.B. Rechts­for­men wie die gGmbH oder die Ver­brauchs­stif­tung. Zudem gewin­nen (Multi-)Family Offices als Phil­an­thro­pie-Part­ner für Hoch­ver­mö­gen­de an Bedeutung.

Rupert Graf Strach­witz, Grün­der und Seni­or Stra­te­gic Advi­sor, Mae­ce­na­ta Stiftung

Immer mehr Hoch­ver­mö­gen­de las­sen sich mit einer gewis­sen Pro­fes­sio­na­li­tät auf das The­ma Phil­an­thro­pie ein. Oder, wenn sie das nicht wol­len, holen sie sich jeman­den, der ihnen dabei pro­fes­sio­nell zur Sei­te steht. Vie­le möch­ten ihr Enga­ge­ment von Anfang bis Ende ver­ste­hen und etwas verändern.”

Was es jetzt braucht: Brü­cken bauen

Es gibt noch Luft nach oben: Das Poten­zi­al, Hoch­ver­mö­gen­de in ihrem Enga­ge­ment wir­kungs­ori­en­tiert zu unter­stüt­zen, Her­aus­for­de­run­gen gemein­sam anzu­ge­hen und ein Öko­sys­tem für Phil­an­thro­pie“ in Deutsch­land zu schaf­fen, ist groß. Expert*innen sind sich einig, dass mehr phil­an­thro­pi­sche Akti­vi­tä­ten mög­lich sind, von wohl­ha­ben­den Ein­zel­per­so­nen bis hin zu Milliardär*innen. Um dies zu errei­chen, könn­ten ver­schie­de­ne Maß­nah­men hilf­reich sein: 

  • Bil­dungs- und Erfah­rungs­an­ge­bo­te zu Grund­la­gen des phil­an­thro­pi­schen Enga­ge­ments für Hochvermögende
  • Stär­kung der Phil­an­thro­pie-Bera­tungs­kom­pe­tenz im Berater*innenumfeld von Hochvermögenden
  • Schaf­fung von Aus­tausch­mög­lich­kei­ten mit ande­ren Hoch­ver­mö­gen­den und dem gemein­nüt­zi­gen Sektor

Fal­ko Paet­zold, Initia­tor & Board, Cen­ter for Sus­tainable Finan­ce and Pri­va­te Wealth (CSP) Zurich, Sin­ga­po­re and North America

Der Ruf und die Posi­ti­on von ver­mö­gen­den Per­so­nen sind äußerst wert­voll. Sie benö­ti­gen stra­te­gi­sches Bewusst­sein, um ihre Rol­le zu nut­zen und phil­an­thro­pi­sche Anlie­gen sicht­ba­rer zu machen.”

Im Rah­men ver­schie­de­ner Bera­tungs­pro­jek­te ana­ly­siert PHI­NEO regel­mä­ßig bestimm­te Fra­ge­stel­lun­gen zur Arbeit, Wir­kung und För­de­rung gemein­nüt­zi­ger Orga­ni­sa­tio­nen. Die oben genann­ten Erkennt­nis­se ent­stam­men der Kon­so­li­die­rung ver­schie­de­ner Quel­len, inter­ner PHI­NEO Exper­ti­se, Ana­ly­sen von hoch­ver­mö­gen­den Fami­li­en und ihrem Enga­ge­ment und 15 Inter­views mit exter­nen Interviewpartner*innen.

Als Impact-Part­ne­rin steht PHI­NEO Philanthrop*innen seit fast 15 Jah­ren zur Sei­te. Wir wis­sen, dass vie­le von ihnen auf dem Weg, Gutes“ zu tun und zu bewir­ken, vor Her­aus­for­de­run­gen ste­hen. Pla­nung, Struk­tu­rie­rung und Durch­füh­rung wir­ken oft über­wäl­ti­gend. Wir unter­stüt­zen ver­trau­ens­voll und tat­kräf­tig, indem wir unse­re Exper­ti­se aus dem gemein­nüt­zi­gen Sek­tor einbringen.

Impact Case Stu­dies von gro­ßen Philanthrop*innen bzw. Stiftungen:

PHI­NEO ist seit 15 Jah­ren Wir­kungs­pio­nie­rin und bringt ihr Wis­sen aktiv ein, etwa …

Wenn Sie Fragen haben:

Sonja Schäffler

Leitung Großspendenberatung & Wirkungsanalyse
+49 151 116 464 12
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