Der PHI­NEO-Rück­blick auf 2017: die Lern­kur­ven sind steil

Ein Gespräch mit Dr. Phil­ipp Hoel­scher, 2017 Mit­glied der Geschäfts­lei­tung und Lei­tung Wir­kungs­ana­ly­se & Großspendenberatung

Phil­ipp, im aktu­el­len Jah­re­be­richt ste­hen lau­ter Erfol­ge. Was hat PHI­NEO 2017 denn am meis­ten Kopf­zer­bre­chen bereitet?

Da fal­len mir zwei Din­ge ein. Ers­tens, der Wech­sel in die Förder*innenrolle bei SKa­la und dem Spen­den­fonds Inte­gra­ti­on. Waren wir vor­her aus­schließ­lich selbst Geför­der­te, stan­den und ste­hen wir nun plötz­lich auf Sei­ten der­je­ni­gen, die För­der­mit­tel ver­tei­len. Natür­lich ist das eine Luxus­si­tua­ti­on, die uns Spaß macht und moti­viert, aber sie ist eben auch herausfordernd. 

Und zwei­tens, unser Wachs­tum: In den letz­ten Jah­ren ist PHI­NEO als Orga­ni­sa­ti­on stark gewach­sen, und gleich­zei­tig haben sich lang­jäh­ri­ge Mit­ar­bei­ten­de, die PHI­NEO mit­ge­formt haben, neu­en Aben­teu­ern zuge­wandt. Sol­che Verän­derungen haben natür­lich einen immensen Ein­fluss auf die gesam­te Organisationskultur. 

Wir müs­sen viel und gut steu­ern, etwa beim Wis­sens­trans­fer oder mit Blick auf eine wei­ter­hin hohe Ergebnisqualität. 

Wel­che Situa­ti­on hat PHI­NEO 2017 am bes­ten gemeistert? 

Ganz klar, den Per­spek­tiv­wech­sel hin zur För­de­rin. Qua­si von null auf hun­dert waren wir in der Situa­ti­on, die Gel­der unse­rer Partner*innen mit ver­ge­ben zu kön­nen. Nach wir­kungs­ori­en­tier­ten Kri­te­ri­en! Da tat sich ein gro­ßer Gestal­tungs­spiel­raum auf, einer, in dem man sich schnell auch ver­ren­nen kann. Aber ich wür­de sagen, wir haben die Sache sehr erfolg­reich gere­gelt bekommen. 

Die Lern­kur­ven zei­gen steil nach oben und wir erhal­ten sowohl von den Förder*innen als auch den Geför­der­ten posi­ti­ve Rück­meldungen. Unser Kon­zept wir­kungs­ori­en­tier­ten För­derns scheint aufzugehen! 

Neben den oben genann­ten: Was sind dei­ne drei High­lights aus 2017

Das ers­te ist die Zusam­men­ar­beit mit dem Fami­li­en­mi­nis­te­ri­um im Bereich gesell­schaft­li­cher Zusam­menhalt: Eine Mam­mut­auf­ga­be, die alles erfor­dert – Weit­sicht, stra­te­gi­sches Geschick, Überzeugungs­kraft, umfas­sen­de Pro­jekt­ma­nage­ment­fä­hig­kei­ten. Denn es geht um nichts weni­ger als die Fra­ge, wie wir als Gesell­schaft in 20 Jah­ren leben möchten. 

Zwei­tens, wir waren erneut mit vie­len Stif­tun­gen, Unter­neh­men und Insti­tu­tio­nen jeder Grö­ße und Rechts­form in Ge­sprächen, und ent­wi­ckeln ein immer bes­se­res Gespür für deren Bedar­fe. Und schließ­lich noch das Tages­geschäft, das so all­täg­lich gar nicht ist: Beim Impact Inves­t­ing etwa sind wir in die Umset­zung der Social Impact Bonds gestar­tet, unser ers­tes gro­ßes Online-pro­jekt – die Lern­web­site – wur­de gelauncht und wir haben die The­men­fel­der MINT-Bil­dung und Über­gang zwi­schen Schu­le und Beruf analysiert. 

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Mut zu großen Schritten

Klingt nach einem Bauchladen.

Kei­nes­wegs! Denn die ein­zel­nen Akti­vi­tä­ten lei­ten sich aus unse­rer Wir­kungs­lo­gik ab. Ers­tens, wir glau­ben, dass es eine star­ke Zivil­ge­sell­schaft braucht, deren Stär­ke aus ihrem wir­kungs­ori­en­tier­ten Ver­halten resul­tiert. Des­we­gen betrei­ben wir, zwei­tens, Agen­da­set­ting für Wir­kungs­the­men und schaf­fen, drit­tens, etwa über The­men­feld­ana­ly­sen das hier­für not­wen­di­ge Wis­sen. Das wie­der­um set­zen wir, vier­tens, dafür ein, ande­re zu wir­kungs­ori­en­tier­tem Enga­ge­ment zu befä­hi­gen, und zwar alle Ziel­grup­pen, auch außer­halb des Non-Pro­fit-Bereichs. Auf der fünf­ten Stu­fe set­zen wir das, was wir ande­ren erzäh­len, selbst um, um dar­aus zu lernen.

Und weil wir nicht glau­ben, dass wir alles allein kön­nen, suchen wir uns jeweils pas­sen­de Partner*innen. So fügt sich, in aller Kür­ze, eines ins andere.

Und wor­an zeigt sich die Wir­kung PHINEOs?

Wir errei­chen immer bes­ser unse­re Zielgrup­pen, dar­un­ter Multiplikator*innen wie die öffent­li­che Ver­wal­tung, För­der­stif­tun­gen oder auch Hoch­ver­mö­gen­de, und es gelingt uns zuneh­mend, die­se ganz kon­kret zu mehr wir­kungs­ori­en­tier­tem Han­deln zu ver­an­las­sen. Das ist inso­fern wich­tig, da die­se Akteu­rInnen eine gro­ße Strahl­kraft aus­üben. Ein kon­kre­tes Bei­spiel: Aktu­ell unter­stüt­zen wir eine nord­rhein-west­fä­li­sche Kom­mu­ne dabei, die Steue­rung im Be­reich Inte­gra­ti­on und Zuwan­de­rung wir­kungs­ori­en­tiert aus­zu­rich­ten. Eine gan­ze Kom­mu­ne, das steckt viel Poten­zi­al drin!

Vie­len gilt Wir­kungs­ori­en­tie­rung als Buz­zword. Wie erklärst du, was sich dahin­ter verbirgt?

Wir­kungs­ori­en­tie­rung ist zwei­er­lei: sie ist Hal­tung und Stra­te­gie glei­cher­ma­ßen. Wenn ich wirkungs­orientiert hand­le, heißt das, dass ich mein Enga­ge­ment danach aus­rich­te, Zie­le und Ziel­grup­pen best­mög­lich zu errei­chen. Die­ses best­mög­lich“ hat Impli­ka­tio­nen, denn meis­tens muss ich eta­blier­te Arbeits­ab­läu­fe ändern, viel­leicht auch mei­ne eige­ne Arbeits- und Her­an­ge­hens­wei­se über­den­ken, wenn mein Engage­ment, nicht nur irgend­ei­ne, son­dern die größt­mög­li­che Wir­kung erzie­len soll.

Wider­spricht die­ser Gedan­ke nicht dem Wesen des gemein­wohl­ori­en­tier­ten Engagements?

Er erwei­tert es! Allen, die sich enga­gie­ren, bie­tet das Kon­zept wir­kungs­ori­en­tier­ten Han­delns den erhoff­ten Gestal­tungs­spiel­raum bei gleich­zei­ti­ger Ergebnis­orientierung. Und zwar unab­hän­gig davon, ob es sich um ein Minis­te­ri­um, Unter­neh­men, einen Wohlfahrts­verband oder eine klas­si­sche Non-Pro­fit han­delt. Bei Philanthrop*innen etwa haben wir es teils mit einer neu­en Gene­ra­ti­on unter­neh­me­risch gepräg­ter Men­schen zu tun, die ihr Enga­ge­ment los­ge­löst von Tra­di­tio­nen und eta­blier­ten Mecha­nis­men gestal­ten. Sol­che Gebe­rIn­nen inter­es­sie­ren sich für schlan­ke Pro­zes­se und sicht­ba­re Ergeb­nis­se; die wol­len sicher­ge­hen, dass ihr Geld ge­sellschaftlich etwas ver­än­dert, agie­ren dabei aber nicht min­der lei­den­schaft­lich als ande­re. Inso­fern ver­ste­he ich die Begrif­fe nicht in Kon­kur­renz, son­dern sehe sie in gegen­sei­ti­ger Ergänzung!