SKala-CAMPUS
Fortbildung Wirkungsmanager*in – Dating mit Wirkung
Online-Seminare und Remote Work verhindern Networking und Begegnungen? Von wegen. Wir verraten, wie sich bei unserer Fortbildung „ein Paar” gefunden hat und wie Sie gezielt spannende Partner*innen finden.
Eigentlich geht es bei der Fortbildung Wirkungsmanager*in darum, das Handwerkszeug der wirkungsorientierten Steuerung zu lernen: Wirkungsketten entwickeln, Indikatoren finden, Erhebungsmethoden kennenlernen – alles am eigenen Beispiel. Manchmal passiert aber auch mehr und die Fortbildung wird zur Datingplattform, wie im Fall von Katharina Rudnik, Vorstand der Dr. Ursula-Schmid-Kayser Stiftung, und Klaus Voss, Geschäftsleiter des diakonischen Werkes in Oberbayern.
Im digitalen Raum entsteht eine Idee
Die Peer-Austausche ermöglichen es, sich auch als Menschen kennenzulernen. Dabei merken die beiden schnell, dass sie aktuell dasselbe Ziel umtreibt. Sie möchten die gesellschaftlichen Folgen der Pandemie lindern. So entsteht die Idee für ein gemeinsames Projekt: eine Fachstelle für häusliche Gewalt für Tatbeschuldigte, Verurteilte und Selbstmeldende einzurichten.
Besonders in Zeiten von Corona ist diese Form der Unterstützung wichtig und gefragt. Durch Ausgangs- und Kontaktbeschränkungen sowie räumliche Enge und zusätzliche Belastungen wie Homeschooling und Kinderbetreuung wächst das Risiko für häusliche Gewalt erheblich. Hier knüpft das Projekt an: Mögliche Täter*innen häuslicher Gewalt werden telefonisch beraten und dann in geeignete Hilfsangebote weiter vermittelt. So wird gewalttätigem Verhalten entgegengewirkt.
Dank Corona gelingt schnelles Handeln
Die Idee wird flugs in die Tat umgesetzt. Katharina Rudnik und Klaus Voss arbeiten dabei digital zusammen. Sie handeln zügig und unbürokratisch. „Unter normalen Umständen wäre es wahrscheinlich ein langsames Herantasten gewesen, aber in dieser Situation wollten wir besonders schnell sein.”, sagt Katharina Rudnik. Die beiden betonen, dass gelungene Kommunikation keine Frage des Mediums ist. Klaus Voss ist überzeugt: „Es geht um Vibration, um ein Gefühl ob man zusammen passt und gut miteinander arbeiten kann.“ Und das spürt man auch über den Bildschirm.
Ihr Motto lautet: Wir brauchen‘s jetzt und deshalb machen wir‘s jetzt. Innerhalb einer Woche erstellt Katharina Rudnik die Förderzusage für zunächst 6 Monate. Klaus Voss trifft zügig die notwendigen Maßnahmen zur Umsetzung des Projekts. Die Beratungstelefonnummer wird eingerichtet, Werbematerialien erstellt, Netzwerkpartner informiert und Öffentlichkeitsarbeit durch Zeitungsartikel betrieben.
Welche Wirkung zeigt das Projekt?
Der Beratung ist es in kürzester Zeit gelungen, einen großen Bekanntheitsgrad zu erlangen. Von Mai bis November 2020 nutzen insgesamt 22 Personen die Erstberatung im Kreis Rosenheim. Neben Beratungen in Akutsituationen können auch Hilfesuchende in weiterführende Beratungen vermittelt und indirekt betroffene Personen unterstützt werden.
Die Zusammenarbeit war vielleicht unkonventionell, doch sehr effektiv. Die Quote der sogenannten „Selbstmelder*innen“ im Bereich der häuslichen Gewalt ist im Normalfall eher marginal (rund 5%) im Vergleich zu Personen, die im Zwangskontext Beratung in Anspruch nehmen (rund 95%). Diese Quote konnte im Projektzeitraum mehr als verdoppelt werden. Dank der Förderung ist es der Diakonie gelungen, das Beratungsangebot in ein Standardprogramm zu überführen und so einen nachhaltigen Impact für die Gesellschaft zu generieren.
Ratschlag: Seid offen und lernt voneinander
Aktuell schmieden Katharina Rudnik und Klaus Voss bereits Pläne für ein nächstes Projekt. Die Fortbildung hatte also eine vielfache Wirkung. Im PHINEO-Fachjargon sind das übrigens nichtintendierte positive Nebenwirkungen.
Der Lehrgang Wirkungsmanager*in wird regelmäßig angeboten. Katharina Rudnik rät: „Ich möchte die Teilnehmenden ermutigen, offen zu sein, dann lässt sich viel miteinander und voneinander lernen.“ Die Inhalte der Fortbildung sind somit nur ein Teil des Lernerfolgs. Die Vorständin der familiengelenkten Stiftung ist sich sicher: „Nimmt man dies als Erwartung und verhält sich dementsprechend, kann so viel mehr passieren!“