Impact Investing
Keine Chance für Green- und Socialwashing
Das Geschäft mit nachhaltigen Investments boomt. In der Wirtschaft und auf dem Finanzmarkt kommt kaum jemand mehr um das Thema soziale und ökologische Nachhaltigkeit herum. Aber: Nicht überall, wo ‚nachhaltig’ draufsteht, ist Nachhaltigkeit drin. Wir sagen ohnehin: ESG-Kriterien allein reichen nicht aus. Ausgeschlossen werden dabei zwar Investitionen mit negativen ökologischen, sozialen oder ethischen Geschäftsmodellen, aber wir brauchen einen aktiven Ansatz. Die begrenzten natürlichen und finanziellen Ressourcen – die planetaren Grenzen – erfordern einen verantwortungsvollen, effizienten Einsatz. Das heißt, keine Investition darf mehr ohne eine gezielt beabsichtige positive Wirkung für Mensch und Umwelt erfolgen. Das ist der Ansatz beim Impact Investing.
Warum Impact Investing gebraucht wird
Künftig wird privates Kapital verstärkt zur Finanzierung von Bereichen beitragen müssen, die bisher als Aufgabe der öffentlichen Daseinsvorsorge galten. Impact Investing kann aktiv zur Lösung sozialer und ökologischer Probleme beitragen, etwa beim Bau von Krankenhäusern, der Förderung von sozial und ökologisch nachhaltigem Wohnraum oder der Finanzierung von Projekten zum Ausbau erneuerbarer Energien. Neben einer risikobereinigten, marktüblichen Rendite fördert Impact Investing Innovationen und treibt gesellschaftlichen Wandel voran. Darin liegen große Chancen für die Gesellschaft. Schätzungen zufolge könnten die SDGs weltweit bis 2030 Investments im Wert von rund zwölf Billionen US-Dollar eröffnen und 380 Millionen Arbeitsplätze pro Jahr schaffen.
Keine Chance für Green- und Socialwashing
Damit Nachhaltigkeit nicht als Feigenblatt oder gar für Green- und Social-Washing missbraucht wird, braucht es klare Kriterien zur Messbarkeit der Wirkung. Bei illiquiden Produkten gibt es mittlerweile Standards. Investor*innen orientieren sich dabei an einem normativen Zielsystem, einer positiven gesellschaftlichen Vision. Die 17 SDGs oder der Green-Deal der EU sind solche anerkannten Zielsysteme. Wichtig ist, das Thema Wirkung im gesamten Zyklus eines Investments mitzudenken. Das beinhaltet eine übergreifende Strategie, die Suche und die Analyse potenziell wirkungsvoller Investments (Deal Sourcing und Due Diligence), konkrete Wirkungsziele und Indikatoren bis hin zu einer Exitstrategie, die die erreichte Wirkung nicht gefährdet.
Bei der Definition von Wirkungszielen und Wirkungslogiken helfen Frameworks und Methoden wie die Phineo-Wirkungstreppe. Wie im „herkömmlichen“ Investmentbereich werden für die Erreichung der Ziele KPIs (Indikatoren) festgelegt, Daten erhoben und analysiert. Beim Impact Investing können je nach Zielgruppe und adressiertem ökologischen und/oder sozialen Problem die KPIs von Projekt zu Projekt sehr unterschiedlich sein. Inzwischen gibt es Bestrebungen, die Verwendung von Indikatoren zu standardisieren und zu vereinheitlichen, um die Bewertung und Vergleichbarkeit von Impact Investments zu verbessern.
Drei Forderungen
Der Bedarf an privatem Kapital mit Impact ist immens. Für die weitere Marktdynamik sind Transparenz, ein gutes Marktverständnis der Akteure und einheitliche Standards zur Impactmessung unerlässlich. Unschärfen bei Begriffen und Methoden dürfen die Akzeptanz und die weitere Marktdurchdringung nicht verhindern. Impact Investing ist zuforderst eine Haltung. Deshalb fordern wir mit Nachdruck von allen Beteiligten:
Ehrlichkeit und Transparenz
Produktanbieter, handelt verantwortungsvoll! Werbt nicht mit Impact, wenn es um ESG- oder SRI-Produkte geht. Nutzt nicht die Unwissenheit der Anleger*innen und fehlende gesetzliche Regelungen zu eurem Vorteil. Lasst euch in die Karten schauen und klärt auf, seid ehrlich und vor allem transparent! Treibt selbst mit Nachdruck die Forderungen nach klaren gesetzlichen Regelungen voran.
Informationsinteresse
Anleger, informiert Euch! Impact ist vor allem eine Frage der Haltung. Wer mit Geldanlagen eine positive Wirkung erzielen will, muss neben Risiko und Rendite bewusst auf Impact schauen. Und klar definieren: Welches Thema ist gesellschaftlich relevant: Klima, Bildung, Wohnen? Ist die Darstellung der Impact-Ziele nachvollziehbar? Was und wie wird reportet?
Klare gesetzliche Rahmenbedingungen
Gesetzgeber, entwickelt die Taxonomie weiter, und zwar schnell! Schafft verbindliche Orientierung, klare gesetzliche Rahmenbedingungen, definiert Standards, Zertifizierungen und Ratings zur Qualität von Impact Investments. Der Anfang ist gemacht, aber er geht noch nicht weit genug. Setzt euch mit der Frage auseinander, wie Social- und Green-Washing rechtlich geahndet werden kann.
Gemeinsam können und müssen wir den Markt weiterentwickeln, dann wird Impact Investing mit eigenen klaren Standards zu Lösungen gesellschaftlicher Herausforderungen beitragen.
Unter dem Titel „Finanzbranche diskutiert Impact-Messung” ist am 10.11.22 im Tagesspiegel Background Sustainable Finance ein Gastbeitrag von PHINEO-Vorstand Dr. Andreas Rickert erschienen.
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Seit März 2023 schreibt Andreas Rickert neben DIW-Ökonomin Claudia Kemfert, Verbraucherschützer Holger Krawinkel und BDEW-Chefin Kerstin Andreae monatlich in der RND-Kolumne „Greenformation” über den nachhaltigen Umbau der Wirtschaft.
Alle Informationen zu der Kolumne und zu weiteren Presseveröffentlichungen von PHINEO finden Sie unter PHINEO in den Medien.
Wenn Sie Fragen haben:
Juliane Werlitz
