PHI­NEO seit 2010

Kom­mu­nal­be­ra­tung als neu­er Wirkungsbereich

Wie kann eine inten­si­ve­re Zusam­men­ar­beit zwi­schen dem öffent­li­chen Sek­tor und gemein­nüt­zi­gen Orga­ni­sa­tio­nen gelin­gen? Und auf wel­che Wei­se kön­nen Poli­tik und Ver­wal­tung ihr Poten­zi­al wei­ter aus­bau­en? Seit Start des Modell­pro­jekts Welt­of­fe­ne Kom­mu­ne und der Initia­ti­ve Kom­mu­ne 360° wid­men wir die­sen Fra­gen beson­ders viel Auf­merk­sam­keit mit dem Fokus auf Kommunen.

Wir glau­ben: Kom­mu­nen kön­nen viel zur Lösung gesell­schaft­li­cher Her­aus­for­de­run­gen bei­tra­gen. Vor Ort muss auf Bedar­fe, aber auch auf Kon­flik­te und Pola­ri­sie­run­gen reagiert und das Zusam­men­le­ben gestal­tet wer­den. Die Wei­ter­ent­wick­lung der kom­mu­na­len Pla­nungs- und Koor­di­na­ti­ons­ka­pa­zi­tä­ten ist dar­um ent­schei­dend – für aktu­el­le und zukünf­ti­ge Her­aus­for­de­run­gen. Dabei stel­len sich vie­le Fra­gen: Wel­che Orga­ni­sa­ti­ons­struk­tu­ren und Pro­zes­se braucht es für inte­grier­te Pla­nung, Koor­di­na­ti­on und Steue­rung? Wie gelingt eine res­sort- und sek­tor­über­grei­fen­de Betei­li­gung aller rele­van­ten Akteure? 

Um Quer­schnitts­the­men wie Inte­gra­ti­on und Teil­ha­be oder die Prä­ven­ti­on von Kin­der- und Fami­li­en­ar­mut vor­an­zu­trei­ben, brau­chen wir nicht iso­lier­te, son­dern inte­grier­te und stra­te­gi­sche Ant­wor­ten. Um die­se Ent­wick­lung zu unter­stüt­zen, sind für uns die Arbeit mit Kom­mu­nen vor Ort sowie die bun­des­wei­te Ver­net­zung zwi­schen Kom­mu­nen wich­ti­ge Anlie­gen. Aus die­ser Hal­tung her­aus sind das Modell­pro­jekt Welt­of­fe­ne Kom­mu­ne und die Initia­ti­ve Kom­mu­ne 360° entstanden. 

Das Modell­pro­jekt Welt­of­fe­ne Kom­mu­ne – vom Dia­log zum Zusammenhalt“

Kom­mu­nen sind die Orte, an denen Viel­falt, Inte­gra­ti­on und Teil­ha­be gelebt und gestal­tet wer­den. Ob das Zusam­men­le­ben vor Ort gut gelingt, hängt auch maß­geb­lich davon ab, wie sich Kom­mu­nen auf­stel­len und posi­tio­nie­ren. Aktu­ell ist die gesell­schaft­li­che Pola­ri­sie­rung in vie­len Kom­mu­nen groß. Dar­aus erge­ben sich neue Her­aus­for­de­run­gen für die kom­mu­na­le Inte­gra­ti­ons- und Diver­si­täts­ar­beit. Kom­mu­nen müs­sen heu­te umso mehr Aus­gangs­be­din­gun­gen gestal­ten, die Welt­of­fen­heit und ein gutes Zusam­men­le­ben för­dern. Bis zu 40 Modell­kom­mu­nen wol­len wir auf dem Weg zu mehr Welt­of­fen­heit beglei­ten und mit­ein­an­der vernetzen.

Das Pro­jekt baut dabei auf drei Säu­len auf: Ein Selbst­check unter­stützt Kom­mu­nen dabei, den Sta­tus quo in ihrer loka­len Inte­gra­ti­ons- und Diver­si­täts­po­li­tik fest­zu­stel­len. Dia­log­ver­an­stal­tun­gen beför­dern den Aus­tausch zwi­schen Einwohner*innen, Ver­wal­tung, Poli­tik, Wirt­schaft und Zivil­ge­sell­schaft. Kom­mu­n­en­über­grei­fen­de Ange­bo­te unter­stüt­zen Entscheidungsträger*innen, mit auf­ge­heiz­ten Debat­ten umzu­ge­hen und sich mit kla­rer Hal­tung für Welt­of­fen­heit zu posi­tio­nie­ren. Aus den Erfah­run­gen und Ergeb­nis­sen der Zusam­men­ar­beit ent­ste­hen kon­kre­te Handlungsempfehlungen. 

Auf einer Wis­sens­platt­form kön­nen kom­mu­na­le Fach­kräf­te und Entscheidungsträger*innen zusätz­lich von den Pra­xis­er­fah­run­gen ande­rer Kom­mu­nen und vom Fach­wis­sen unter­schied­li­cher Expert*innen pro­fi­tie­ren. Das Modell­pro­jekt wur­de 2019 durch PHI­NEO gemein­sam mit der Ber­tels­mann Stif­tung initi­iert, För­der­part­ne­rin ist die Beauf­trag­te der Bun­des­re­gie­rung für Migra­ti­on, Flücht­lin­ge und Inte­gra­ti­on. Dem vor­aus­ge­gan­gen ist das Pilot­pro­jekt Selbst­check Welt­of­fe­ne Kom­mu­ne“, wel­ches von 2017 bis 2019 von der Stif­tung Mer­ca­tor geför­dert wurde. 

3 Fra­gen an Same­ra Bartsch, Projektleitung:

Was ist das Span­nends­te am Modell­pro­jekt Welt­of­fe­ne Kommune“?

Wir arbei­ten in Welt­of­fe­ne Kom­mu­ne eng mit den kom­mu­na­len Akteu­ren zusam­men, die die kom­mu­na­le Inte­gra­ti­ons- und Diver­si­täts­ar­beit koor­di­nie­ren. Typi­scher­wei­se sind dies die kom­mu­na­len Inte­gra­ti­ons­be­auf­trag­ten, die Lei­tun­gen des Inte­gra­ti­ons­re­fe­ra­tes, des Bereichs Par­ti­zi­pa­ti­on oder ver­gleich­ba­re Fach­be­rei­che. Ich fin­de es beein­dru­ckend und moti­vie­rend zu sehen, wie die­se Akteu­re Lust haben, stra­te­gi­sche Ver­än­de­run­gen vor Ort her­bei­zu­füh­ren, Dis­kur­se auch zu unan­ge­neh­men The­men anzu­sto­ßen, visio­när über die Res­sort­gren­zen hin­weg­zu­den­ken und dabei die gan­ze Zeit über sehr prag­ma­tisch vor­ge­hen. Ich erle­be bei den Kom­mu­nen ein gro­ßes Inter­es­se, die Inte­gra­ti­ons- und Diver­si­täts­ar­beit auf den Prüf­stand zu stel­len, die eige­ne Arbeit kri­tisch zu reflek­tie­ren und sie wei­ter­zu­ent­wi­ckeln. Die the­ma­ti­schen Schwer­punk­te, die die Kom­mu­nen jeweils set­zen, sind abhän­gig von den Bedin­gun­gen vor Ort sehr unter­schied­lich. Somit ist es in jeder unse­rer Modell­kom­mu­nen aufs Neue span­nend zu ver­fol­gen, wel­che Refle­xio­nen der Selbst­check aus­löst und wie die Kom­mu­ne dies zur Wei­ter­ent­wick­lung der Inte­gra­ti­ons- und Diver­si­täts­ar­beit nutzt.„

Das größ­te Lear­ning seit Projektstart?

Kom­mu­nen freu­en sich sehr über kri­ti­sches Feed­back! Wir hat­ten anfangs die Sor­ge, dass eine zu nega­tiv aus­fal­len­de Aus­wer­tung des Selbst­checks für die Kom­mu­nen demo­ti­vie­rend sein könn­te und sie dann womög­lich gar nicht wis­sen, wo sie mit der Wei­ter­ent­wick­lung der Inte­gra­ti­ons- und Diver­si­täts­ar­beit als ers­tes anset­zen sol­len. Ent­spre­chend haben wir uns um sehr kon­struk­ti­ve, nach vor­ne wei­sen­de For­mu­lie­run­gen und Bot­schaf­ten bemüht. Inzwi­schen haben wir mehr­fach die Rück­mel­dung von Kom­mu­nen erhal­ten, dass die Aus­wer­tung der Selbst­ein­schät­zung ger­ne noch kri­ti­scher aus­fal­len könn­te – um die Dring­lich­keit des Hand­lungs­be­darfs zu unter­strei­chen und damit sowohl die ver­schie­de­nen Fach­be­rei­che der Kom­mu­nal­ver­wal­tung als auch wei­te­re Akteu­re vor Ort für eine kon­ti­nu­ier­li­che Wei­ter­ar­beit am The­ma zu motivieren.”

Was war bis­her die schöns­te Rück­mel­dung von einer Kommune?

    Beson­ders gefreut hat mich die Rück­mel­dung aus einer Kom­mu­ne, dass der Selbst­check-Work­shop für meh­re­re Teil­neh­men­de der bes­te Work­shop war, den sie je besucht haben. Her­vor­ge­ho­ben haben die Teil­neh­men­den dabei, dass sie mit kla­ren Ergeb­nis­sen aus dem Work­shop her­aus­ge­hen, wis­sen, wor­an sie wei­ter­ar­bei­ten und neben einem kri­ti­schen Blick auf die Inte­gra­ti­ons­ar­beit vor Ort auch wis­sen, was schon gut läuft. Dar­über hin­aus freut mich auch die Rück­mel­dung meh­re­rer Kom­mu­nen, dass die fach­be­reichs­über­grei­fen­de Bear­bei­tung des Selbst­check-Fra­ge­bo­gens sehr frucht­ba­re Dis­kus­sio­nen über Res­sort­gren­zen hin­weg ange­regt hat und dass es für die ant­wort­ge­ben­den Per­so­nen span­nend war, über die Indi­ka­to­ren einen Gesamt­ein­druck davon zu erhal­ten, wo sie bereits gut auf­ge­stellt sind – aber auch davon, was noch alles fehlt. Genau die­sen Anstoß möch­ten wir mit dem Selbst­check geben und es ist schön zu sehen, wie die­se Idee aufgeht.”

    > Alle Infos zum Modell­pro­jekt Welt­of­fe­ne Kom­mu­ne gibt es hier

    Die Initia­ti­ve Kom­mu­ne 360° – Gemein­sam für Kinder”

    In Deutsch­land gibt es mehr als 150 fami­li­en­po­li­ti­sche Leis­tun­gen – den­noch wer­den Fami­li­en in Risi­ko­la­gen oft nicht erreicht oder wirk­sam unter­stützt. Die Initia­ti­ve Kom­mu­ne 360° fragt, wie Kom­mu­nen dazu bei­tra­gen kön­nen, dass alle Kin­der gut auf­wach­sen und ihre Zukunft gestal­ten kön­nen. Wie gelingt es, inte­griert über Res­sort- und Hier­ar­chie­bar­rie­ren hin­weg Lösun­gen zu erar­bei­ten? Wie kön­nen Kom­mu­nen die Zivil­ge­sell­schaft sowie Kin­der und ihren Fami­li­en auf Augen­hö­he betei­li­gen? Wie lässt sich das Zusam­men­spiel mit der Poli­tik neu gestalten? 

    Kom­mu­ne 360° ist ein Netz­werk, das bun­des­weit Akteu­re aus Ver­wal­tung, Poli­tik, Wis­sen­schaft und Zivil­ge­sell­schaft zusam­men­bringt, um an die­sen Fra­gen zu arbei­ten. Dahin­ter steht die Über­zeu­gung, dass nur im Dia­log pass­ge­naue Lösun­gen ent­ste­hen. Ziel ist es, neu­ar­ti­ge und pra­xis­na­he Unter­stüt­zungs­an­ge­bo­te und Inter­ven­tio­nen zu ent­wi­ckeln, die Kom­mu­nen in dem Wand­lungs­pro­zess hin zu einer neu­en Zusam­men­ar­beit stär­ken. Dazu beglei­tet die Initia­ti­ve zwölf Part­ner­kom­mu­nen, ver­netzt Kom­mu­nen in For­ma­ten wie Bar­camps und Foren und macht sich in der Öffent­lich­keit stark für inte­grier­te Pla­nung. Denn wir sind über­zeugt, dass sich mit mehr Pla­nungs- und Koor­di­na­ti­ons­ka­pa­zi­tät die Chan­cen für Kin­der ver­bes­sern las­sen. Die Initia­ti­ve Kom­mu­ne 360° wur­de ins Leben geru­fen durch die Auri­dis Stif­tung, die Deut­sche Kin­der- und Jugend­stif­tung und PHINEO.

    3 Fra­gen an Nitt­a­ya Fuchs, Ben­ja­min von der Ahe und Dr. Julia Nast, Lei­tungs­team der Initiative:

      Was macht Kom­mu­ne 360° so besonders?

      In der Initia­ti­ve Kom­mu­ne 360° gibt es Raum – für neue Ideen, für ver­schie­de­ne Per­spek­ti­ven und Streit­ge­sprä­che, für das Ver­bin­den von Unge­wöhn­li­chem und für ein gemein­sa­mes Um-die-Ecke-Den­ken. Wir wol­len nicht ein­fach nur neue Model­le für eine bes­se­re inte­grier­te Pla­nung und Koor­di­na­ti­on für Kin­der und ihre Fami­li­en ent­wi­ckeln – wir wol­len ver­ste­hen, was und war­um Din­ge in der Pra­xis nicht wie im Buche beschrie­ben funk­tio­nie­ren, Reso­nanz schaf­fen und gemein­sam neue Ansät­ze und Inter­ven­tio­nen erpro­ben. Das ist ein span­nen­der und dyna­mi­scher Pro­zess – und macht Kom­mu­ne 360° für uns zu einem ganz beson­de­ren Vor­ha­ben und Arbeitsort.”

      Was war der bis­her schöns­te Moment seit Start der Initiative? 

      Bei unse­rer Auf­takt­ver­an­stal­tung im Mai ist es end­lich kon­kret gewor­den. Seit­dem erle­ben wir, wel­che Ener­gie ent­steht, wenn span­nen­de Leu­te zusam­men kom­men, ihre Gedan­ken und Erfah­run­gen tei­len, sie zur Dis­kus­si­on stel­len und gemein­sam wei­ter­ent­wi­ckeln. Dabei sind für das Team oft die Ter­mi­ne in den Part­ner­kom­mu­nen beson­de­re Momen­te: weil wir da kon­kret erfah­ren, wel­che Hand­lungs­spiel­räu­me und Hin­der­nis­se es vor Ort gibt, gemein­sam Ansät­ze ent­wi­ckeln und mit neu­en Hypo­the­sen und Ideen nach Hau­se fahren.”

      Gab es seit Start der Initia­ti­ve schon wich­ti­ge neue Erkenntnisse? 

        Wir ler­nen in der Arbeit immer wie­der etwas, das wir eigent­lich schon wis­sen: wie wich­tig es in Ent­wick­lungs­pro­zes­sen ist, Schrit­te zu gehen, die groß genug sind, um die eige­ne Hand­lungs­mo­ti­va­ti­on leben­dig zu hal­ten; und rea­lis­tisch genug, damit man am Ende nicht gegen Mau­ern rennt und gar nicht vor­an kommt. Die­se Balan­ce immer wie­der her­zu­stel­len ist eine Her­aus­for­de­rung – für unse­re Part­ner­kom­mu­nen, die neue Wege in der Jugend­hil­fe­pla­nung erpro­ben genau­so wie für uns selbst.”

        > Alle Infos zur Initia­ti­ve Kom­mu­ne 360° gibt es hier

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        Nittaya Fuchs

        Leitung Kommunalberatung
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        Dr. Julia Nast

        Leitung Kommunalberatung
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