Non-Pro­fit-Jour­na­lis­mus

Man­che Ver­la­ge fürch­ten eine Wett­be­werbs­ver­zer­rung, die nicht ein­tre­ten wird!”

Inter­view mit Tho­mas Nückel, medi­en­po­li­ti­scher Spre­cher der FDP-Land­tags­frak­ti­on in Nord­rhein-West­fa­len, über Non-Pro­fit-Jour­na­lis­mus in Deutsch­land, die not­wen­di­ge Ände­rung der Abga­ben­ord­nung und wei­ße Fle­cken in der Lokalberichterstattung.

PHI­NEO: Hal­ten Sie es für rea­lis­tisch, dass die Abga­ben­ordung tat­säch­lich dahin­ge­hend geän­dert wird, dass gemein­nüt­zi­ger Jour­na­lis­mus als För­der­zweck defi­niert wird?

Tho­mas Nückel: Ja! Ich bin hoff­nungs­froh, dass die Ände­rung kommt, auch, weil immer offen­sicht­li­cher wird, dass vie­le Berei­che the­ma­tisch und regio­nal mit immer weni­ger oder gar ohne redak­tio­nel­le Betreu­ung aus­kom­men müs­sen. Mit dem gemein­nüt­zi­gen Jour­na­lis­mus lie­ße sich eine Gegen­be­we­gung star­ten! Zumal es vie­le Men­schen gibt, die gemein­nüt­zi­gen Jour­na­lis­mus noch stär­ker unter­stüt­zen wür­den, wenn es ver­bind­li­che Kri­te­ri­en der För­der­fä­hig­keit gäbe. 

PHI­NEO: War­um ist Ihnen das wichtig?

Tho­mas Nückel: Ich ver­bin­de mit gemein­nüt­zi­gem Jour­na­lis­mus die Hoff­nung, dass dort, wo der­zeit vie­le wei­ße Fle­cken sind, wie­der etwas ent­steht und wie­der mehr recher­chiert wer­den kann. Denn ohne Jour­na­lis­mus, ohne kri­ti­sche Betrach­tung, lebt auch die Demo­kra­tie nicht mehr so rich­tig. Was aber auch klar ist: Gemein­nüt­zi­ger Jour­na­lis­mus ist nur ein Weg, um jour­na­lis­ti­sche Ange­bo­te zu ret­ten, aber nicht der ein­zi­ge Weg.

"Verlage fürchten eine Wettbewerbsverzerrung, die aber nicht eintreten wird." - Thomas Nückel, FDP

PHI­NEO: Was macht für Sie guten gemein­nüt­zi­gen Jour­na­lis­mus haupt­säch­lich aus?

Tho­mas Nückel: Dass wie­der mehr Recher­che im Vor­der­grund steht und bei­spiels­wei­se Recher­che­pro­jek­te umge­setzt wer­den, die län­ger­fris­tig ange­legt sind, die oft Ver­la­ge im nor­ma­len Redak­ti­ons­all­tag nicht mehr leis­ten kön­nen. Und dass dort, wo redak­tio­nel­le Struk­tu­ren geschrumpft oder ver­schwun­den sind, wie­der Struk­tu­ren ent­ste­hen.

PHI­NEO: Wie kön­nen sich die Akteu­re aus dem Bereich bes­ser aufstellen?

Tho­mas Nückel: Eine Idee wäre, dass sich die Akteu­re im Bereich des gemein­nüt­zi­gen Jour­na­lis­mus einen eige­nen Ethik­rat zur Sei­te stel­len, ana­log zum Pres­se­rat auf Ver­lags­sei­te. So ein Ethik­rat und ent­spre­chen­de Kodi­zes wären schon aus Eigen­in­ter­es­se rat­sam, etwa, um sich gegen­über die Ein­fluss­nah­me Drit­ter zu wapp­nen und Trans­pa­renz zu schaffen.

PHI­NEO: Soll­ten Geld­ge­ber oder Stif­tun­gen poli­ti­sche Lob­by­ar­beit im Sin­ne einer Ände­rung der Abga­ben­ord­nung leisten?

Tho­mas Nückel: Nein, das soll­ten sie eher nicht tun. Die meis­ten Stif­tun­gen, die ich ken­ne, fokus­sie­ren aber ohne­hin dar­auf, gesell­schaft­li­che Pro­jek­te zu unter­stüt­zen, für die es sonst kei­ne Finan­zie­rung gibt.

PHI­NEO: Ver­la­ge betrach­ten gemein­nüt­zi­gen Jour­na­lis­mus häu­fig kri­tisch. Wie soll­te man mit die­sen Vor­be­hal­ten umgehen?

Tho­mas Nückel: Mein Ein­druck ist, dass man­che Ver­la­ge eine Wett­be­werbs­ver­zer­rung fürch­ten, die aber nicht ein­tre­ten wird. Die­ser Abwehr­re­flex resul­tiert meist daher, dass sich ein­zel­ne Ver­lags­ver­tre­ter noch nicht so rich­tig mit dem The­ma gemein­nüt­zi­ger Jour­na­lis­mus beschäf­tigt haben. Da geht es also vor allem um Über­zeu­gungs­ar­beit, die wir alle leis­ten müssen.

Das Inter­view fand wäh­rend der Recher­chen zum Report Non-Pro­fit-Jour­na­lis­mus in Deutsch­land – Wir­kungs­lo­gi­ken, Qua­li­täts­kri­te­ri­en und Tipps für Förder*innen” statt.

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