Non-Pro­fits in der Corona-Krise

Off Road Kids hilft obdach­lo­sen Jugendlichen

Häus­li­che Gewalt nimmt wäh­rend der Kon­takt­sper­re zu – und damit droht noch mehr jun­gen Men­schen die Obdach­lo­sig­keit auf deut­schen Stra­ßen. Die Street­wor­ker von Off Road Kids sind jetzt ver­stärkt auf digi­ta­lem Weg für sie da. Doch die Stif­tung ist drin­gend auf Spen­den ange­wie­sen, um wei­ter hel­fen zu können.

Mei­ne Mut­ter hat mich aus der Woh­nung geschmis­sen. Sie ist schi­zo­phren und hat ein Alko­hol­pro­blem. In der Qua­ran­tä­ne­zeit hat sie mich fast jeden Tag bedroht und schi­ka­niert. Sie wur­de gewalt­tä­tig. Ich schla­fe seit sechs Tagen in einem Auto. Bit­te um Rück­ruf!“ So lau­tet der Hil­fe­ruf eines Jugend­li­chen, der kürz­lich die Stif­tung Off Road Kids erreich­te.

Bereits vor der Coro­na-Kri­se waren in Deutsch­land min­des­tens 40.000 Min­der­jäh­ri­ge und jun­ge Voll­jäh­ri­ge akut von Obdach­lo­sig­keit bedroht oder leb­ten auf der Stra­ße. Jetzt hat sich die Situa­ti­on dra­ma­tisch verschlechtert. 

Markus Seidel

„Die Hilferufe an uns haben sich seit dem 1. März glatt verdreifacht – Tendenz stark steigend.“

Die Hil­fe­ru­fe an uns haben sich seit dem 1. März glatt ver­drei­facht – Ten­denz stark stei­gend“, erklärt Mar­kus Sei­del, Grün­der und Vor­stand der Off Road Kids Stif­tung. In Fami­li­en, in denen es bis­her gebro­delt hat, kracht es jetzt wegen der räum­li­chen Enge in der Qua­ran­tä­ne rich­tig. Täg­lich droht mehr Men­schen in Deutsch­land die Obdach­lo­sig­keit.“ Die­je­ni­gen, die auf der Stra­ße leben, gel­ten als Risi­ko-Grup­pe. Ihr Hilfs­netz bricht zusam­men und sie kom­men wegen der Qua­ran­tä­ne-Vor­ga­ben nicht mehr bei Bekann­ten unter.

Off Road Kids will Obdach­lo­sen eine Zukunfts­per­spek­ti­ve bieten

Off Road Kids – mit dem PHI­NEO Wirkt-Sie­gel aus­ge­zeich­net – hilft Stra­ßen­kin­dern, jun­gen Obdach­lo­sen und vor allem auch jun­gen Men­schen, denen wegen fami­liä­rer Zer­würf­nis­se die Obdach­lo­sig­keit droht. Das geschieht auf zwei Wegen: in Street­work-Sta­tio­nen direkt vor Ort in Ber­lin, Dort­mund, Frank­furt, Ham­burg und Köln und mit digi­ta­ler Sozi­al­ar­beit über die Online-Hil­fe sofa​hop​per​.de. Ziel von Off Road Kids ist es, die Betrof­fe­nen von der Stra­ße weg­zu­brin­gen und ihnen eine dau­er­haft trag­fä­hi­ge Zukunfts­per­spek­ti­ve zu eröff­nen.

Die Anlauf­stel­le sofa​hop​per​.de erweist sich jetzt als hoch­wirk­sa­mer, bun­des­wei­ter Ret­tungs­an­ker für die ver­zwei­fel­ten jun­gen Men­schen. Da die Anzahl der Anfra­gen sich ver­drei­facht hat, muss­te Off Road Kids das Online-Bera­tungs­an­ge­bot mas­siv aus­bau­en. Alle ver­füg­ba­ren Mitarbeiter*innen ste­hen fast rund um die Uhr für Anfra­gen zur Verfügung. 

Digi­ta­le Face-to-Face-Bera­tun­gen und Erklärvideos

Sie wur­den mit Smart­phones, Tablets, Lap­tops und Video­kon­fe­renz­sys­te­men aus­ge­stat­tet, um für die jun­gen Men­schen auf allen Kanä­len ansprech­bar zu sein. Sei es in Form von digi­ta­len Face-to-Face-Bera­tun­gen, Hil­fe beim Aus­fül­len digi­ta­ler Doku­men­te oder neu­en Erklär­vi­de­os, die detail­liert zei­gen, wie bei­spiels­wei­se Behör­den­an­trä­ge gestellt werden.

Markus Seidel

"Wir brauchen jetzt sehr dringend zusätzliche Spenden, damit diese jungen Menschen nicht in der Corona-Krise obdachlos werden."

Auch das Beschulungssystem PREJOB von Off Road Kids wurde komplett digitalisiert: Das Projekt eröffnet Jugendlichen und jungen Menschen mittels Fernbeschulung die Chance auf einen Schulabschluss und einen Ausbildungsplatz.

Die Streetwork-Stationen vor Ort sind aktuell reduziert besetzt – doch ab 11. Mai 2020 könnte es eine Rückkehr zu den normalen Öffnungszeiten geben. Das hängt davon ab, ob die 5.000 Wegwerfmasken rechtzeitig ankommen, die für die Besucher*innen an den fünf Standorten benötigt werden. Aktuell gibt es nur Masken für die Mitarbeiter*innen von Off Road Kids.

Die Spendeneingänge sind seit März eingebrochen

All das kostet nicht nur Zeit und Engagement, sondern auch Geld. Umso fataler ist, dass die allgemeinen Spendeneingänge seit März komplett eingebrochen sind. „Wir brauchen jetzt sehr, sehr dringend zusätzliche Spenden", sagt Markus Seidel. „Nur so können unsere 30 Streetworker dafür sorgen, dass diese jungen Menschen vernünftige Zukunftsperspektiven bekommen und nicht in der Corona-Krise obdachlos werden. Wir kämpfen weiter.“

PREJOB ist ein Förderprojekt der Skala-Initiative. Mehr dazu gibt es unter diesem Link.