Spendentipps
Sachspenden für die Ukraine: Das wird jetzt gebraucht
Der russische
Angriffskrieg auf die Ukraine dauert seit mehr als einem Jahr an. Auch wenn der
Krieg nicht mehr die Headlines der Nachrichten bestimmt und mit der
schwindenden Aufmerksamkeit eine gewisse Gewöhnung eintritt, brauchen die
Menschen in der Ukraine weiterhin Hilfe – auch Sachspenden. Diese werden in der Ukraine dringend benötigt, weil insbesondere technische Produkte derzeit nicht in ausreichender Zahl im Land selbst verfügbar sind. Daher ist die Ukraine auf
Spenden aus dem Ausland angewiesen.

„Die Hilfe, die den ukrainischen Schutzsuchenden von großen und kleineren Unternehmen geleistet wurde, schätzen wir genau so hoch, wie Deutschlands Unterstützung auf politischer Ebene, im Rahmen der internationalen Organisationen, Deutschlands finanzielle Hilfe und die Unterstützung im Militärbereich. Wegen des andauerndes Krieges ist der Bedarf an Unterstützung immer noch sehr groß und ich ersuche Sie ihre Hilfsaktivitäten fortzusetzen“.
Iryna Samchenko, Leiterin der Wirtschaftsabteilung der ukrainischen Botschaft
Damit die Spenden auch tatsächlich etwas bewirken gilt auch hier die goldene Regel bei Sachspenden: Fragen Sie nach dem Bedarf! Wir haben bei Iryna Samchenko nachgefragt. Sie leitet die Wirtschaftsabteilung der Botschaft der Ukraine in Deutschland. Unternehmen oder Stiftungen, die sich in größerem Umfang mit Sachspenden engagieren wollen helfen am besten mit – Vorsicht, jetzt wird es technisch – folgenden Dingen:
- High voltage-Ausrüstung für kritische Energieinfrastruktur – Autotransformatoren, Transformatoren, Trennschalter / Circuit Breakers, Disconnectors, Überspannungsableiter / Surge Arrestors, Spannungswandler, Stromtransformatoren.
- Generatoren – Da der Strom durch die russischen Angriffe auf die Energieinfrastruktur regelmäßig ausfällt brauchen gerade Krankenhäuser eine verlässliche Stromversorgung. Nötig sind daher Stromerzeuger (Benzin und Diesel).
- Ausrüstung für Minenräumung – Auf 35 Prozent der Landesfläche liegen Minen, die eine große Gefahr für die Bevölkerung darstellen. Die Minen gefährden beispielsweise Bauern, wenn sie das Feld bestellen; ebenso Kinder, die Draußen spielen. Gebraucht wird daher Ausrüstung für Suche nach explosiven Gegenständen in der Tiefe. Nach Aussagen der Botschaft werden ebenso Feuerdruckschläuche sowie Schlauch- & Gewindeköpfe benötigt. Auch Drohnen helfen dabei, Minen zu finden.
- Modulare Häuser und Ausstattung – 2,4 Millionen Menschen haben durch die Zerstörung mit Raketen und Granaten ihr Zuhause verloren. Sie brauchen einerseits ein neues Dach über dem Kopf und dann eine entsprechende Wohnungsausstattung mit den Basics – von Möbeln bis Elektrogeräte. Darüber hinaus werden Heizgeräte benötigt, konkret: Festbrennstoff‑, Holzschnitzel- und Elektrokessel; Konvektoren; Infrarot-Deckenheizungen sowie Gas-Infrarot-Heizungen.
- Technische Ausrüstung für Notreparaturen – Um die Reparaturen durchführen zu können werden insbesondere Fahrzeuge gebraucht: Fahrzeuge des Gas- und Rauchschutzdienstes, Tanklöschfahrzeuge, Raupen Bulldozer, Fahrzeuge der mobilen Einsatzkräfte, Buggy-Fahrzeuge, Allrad-LKWs, zweiteilige Kraftstofftankwagen, Pickups für den Transport von Menschen wie Ausrüstung, Rettungsboote.
- Arzneimittel und Verbandszeug – Weiterhin benötigt werden in großen Mengen Verbandsmaterialien und Arzneimittel, darunter sehr spezielle Produkte wie Tabletten, um Trinkwasser zu reinigen, Mittel für parenterale Ernährung, Aminosäure-Lösung in Flaschen, Medikament Alteplase, Mittel um chemische Kampfstoffe zu entfernen (Reactive Skin Decontamination Lotion Kit), Wasseraufbereitungstabletten (Potable Aqua, Aquamira) sowie Mittel zur Desinfektion und Dekontaminierung von Wasser, Wasserkanister, PCR und ELISA-Testsysteme für den Nachweis von besonders gefährlichen Krankheitserregern und Deaktivierungsmittel (Konzentrat) für chemische, biologische, radioaktive und nukleare (CBRN) Stoffe. Außerdem diverse Testkits zur Überprüfung der Wasserqualität auf Legionellen, Enterokokken oder Kolibakterien.
- Medizinische Geräte – Einerseits nimmt die Zahl der Verwundeten stetig zu, gleichzeitig werden medizinische Geräte bei Bombenangriffen zerstört. Demnach benötigt die Ukraine insbesondere Bronchoskope, mobile Röntgengeräte, Elektrokoagulatoren, Anästhesiegeräte, C‑Bogen-Röntgengeräte, röntgenstrahlendurchlässige Operationstische, mobile Ventilatoren, Inkubatoren für Neugeborene, Ultraschallgeräte der Expertenklasse sowie elektrische Decken.
Sie möchten der Ukraine mit oben genannten Sachspenden helfen? Kontaktieren Sie am besten die Botschaft der Ukraine per E‑Mail: emb_de@mfa.gov.ua
Aufgepasst:
WE AID macht Ihre Spende rechtssicher – und das kostenfrei
Das Einsammeln von Spendengeldern durch Privatpersonen oder Unternehmen ist steuerlich betrachtet ein Einkommen, das versteuert werden muss – auch wenn Sie das Geld nicht für sich behalten, von den Spendengeldern benötigte Sachmittel kaufen und diese in die Ukraine bringen. Wenn Sie Spendengelder rechtssicher sammeln und ausgeben möchten, dann können Sie die gemeinnützige Organisation WE AID nutzen. WE AID ist eine hundertprozentige Tochter von PHINEO und wickelt – dank der Förderung durch starke Partner*innen – ihre Spenden rechtssicher ab.
Sind Sachspenden überhaupt sinnvoll?
Sachspenden sind dann sinnvoll, wenn sie wirklich gebraucht werden. Spender*innen sollten daher immer nach dem Bedarf fragen.
Bei Naturkatastrophen gilt aber meist: Geld- vor Sachspenden. Kleidung, Spielzeug, Lebensmittel – Sachspenden sind zwar beliebt, verursachen aber oftmals mehr Probleme, als sie lösen. Denn Sortierung und Transport sind teuer. Die Container mit Sachspenden belasten die Transportkapazitäten an See- und Flughäfen, wichtige Medikamentenlieferungen könnten darunter leiden. Außerdem können Hilfsorganisationen mit Spendengeldern Waren vor Ort oft preiswerter kaufen und so die lokale Wirtschaft stärken. Daher sind Geldspenden an Hilfsorganisationen fast immer nützlicher. Denn die Expert*innen wissen am besten, was gebraucht wird!
Für weitere Informationen:
Wiebke Gülcibuk
