SIBs und Corona

Was Akteu­re jetzt berück­sich­ti­gen müssen

För­dern­de oder Orga­ni­sa­tio­nen, die wir­kungs­ab­hän­gi­ge Finan­zie­rungs­mo­del­le wie Social Impact Bonds umset­zen, müs­sen in der Coro­na-Kri­se fle­xi­bel reagie­ren. Die gute Nach­richt: In der Regel erlau­ben SIB-Ver­trä­ge eini­gen Spiel­raum – haben Sie Ver­trau­en in Ihre Partner*innen und die gemein­sa­me Vision. 

Exkurs: Was ist ein Social Impact Bond?

Bei einem Social Impact Bond (SIB) finan­ziert ein sozia­ler För­de­rer ein Ange­bot vor und erhält die Kos­ten abhän­gig von der erreich­ten Wir­kung von der öffent­li­chen Hand zurück. 

5 Her­aus­for­de­run­gen für SIBs in Coro­na-Zei­ten und wie Akteu­re gut dar­auf reagieren

1. Nut­zen Sie den Inno­va­ti­ons­druck, um Ihr Pro­gramm weiterzuentwickeln 

Vie­le sozia­le Dienst­leis­ter ste­hen vor der Her­aus­for­de­rung, die ursprüng­li­che Inter­ven­ti­on so anzu­pas­sen, dass sie auch unter Coro­na-Bedin­gun­gen mög­lichst sinn­voll und wir­kungs­ori­en­tiert durch­ge­führt wer­den kann. Dies beinhal­tet z.B. eine rasche Digi­ta­li­sie­rung der Ange­bo­te, die Ent­wick­lung neu­er For­men der Kom­mu­ni­ka­ti­on mit der Ziel­grup­pe oder die Durch­füh­rung per­sön­li­cher Inter­ak­tio­nen unter stren­gen Abstands- und Hygie­ne­re­geln zum Schutz der Mitarbeiter*innen und Klient*innen.

Nicht immer ist das ohne Abstri­che bei Umfang und Wir­kung des Pro­gramms mög­lich. Im Extrem­fall lässt sich das Pro­gramm unter die­sen Bedin­gun­gen nicht län­ger durch­füh­ren. In ande­ren Fäl­len sind bestimm­te Ziel­grup­pen, wie z.B. älte­re Men­schen, Kin­der, Fami­li­en mit sehr gerin­gem Ein­kom­men oder Men­schen ohne fes­ten Wohn­sitz über digi­ta­le Kom­mu­ni­ka­ti­ons­we­ge sehr viel schwe­rer zu errei­chen. Den­noch: Lang­fris­tig wer­den vie­le sozia­le Orga­ni­sa­tio­nen von dem erzwun­ge­nen Inno­va­ti­ons­schub pro­fi­tie­ren und ihre Ange­bo­te ins­ge­samt digi­ta­ler, fle­xi­bler und dadurch auch zukunfts­fä­hi­ger gestalten. 

2. Die Bedar­fe der Ziel­grup­pen ver­än­dern sich – Sei­en Sie flexibel

Ein Blick auf die Sek­to­ren, in denen welt­weit die meis­ten SIBs ange­sie­delt sind – sozia­le Dienst­leis­tun­gen, Inte­gra­ti­on in Arbeit, Gesund­heit, Bil­dung – zeigt, dass die Fol­gen der aktu­el­len Kri­se und der erwar­te­ten wirt­schaft­li­chen Rezes­si­on in die­sen Berei­chen stark zu spü­ren sein wer­den. Die sozia­len Her­aus­for­de­run­gen, für die SIBs ent­wi­ckelt wur­den, ver­schär­fen sich und die Pro­blem­la­gen der Ziel­grup­pen gestal­ten sich dadurch noch kom­ple­xer als bis­her. So ver­stär­ken sich z.B. durch die Schul­schlie­ßun­gen ohne­hin schon vor­han­de­ne Chan­cen­un­gleich­hei­ten bei Kin­dern. Men­schen, die unter gesund­heit­li­chen und psy­chi­schen Pro­ble­men lei­den, sind von Lock­downs und Kon­takt­sper­ren beson­ders betrof­fen. Die Inte­gra­ti­on in Arbeit von Lang­zeit­ar­beits­lo­sen gestal­tet sich in einer Rezes­si­on erheb­lich schwie­ri­ger als zuvor. 

Das bedeu­tet: Sofern die zusätz­li­chen Bedar­fe nicht von ande­rer Sei­te (z.B. Staat) gedeckt wer­den kön­nen, müs­sen die SIB-Akteu­re ihre Anstren­gun­gen noch ein­mal ver­stär­ken, die zusätz­li­chen Her­aus­for­de­run­gen klar iden­ti­fi­zie­ren und ziel­grup­pen­ori­en­tier­te Lösungs­an­sät­ze ent­wi­ckeln und umsetzen. 

3. Pla­nen Sie ein, dass Wir­kungs­mes­sung aktu­ell kom­ple­xer ist

Mit Blick auf die Wir­kungs­mes­sung hängt viel davon ab, in wel­chem Maß die­se bereits vor der Coro­na-Kri­se digi­tal durch­ge­führt wur­de (ein Vor­teil!) oder von der per­sön­li­chen Inter­ak­ti­on mit der Ziel­grup­pe abhän­gig ist (in Coro­na­zei­ten eher nach­tei­lig). Kon­takt­ver­bo­te sowie die Schlie­ßung von Schu­len und Bil­dungs­ein­rich­tun­gen füh­ren in vie­len Fäl­len zu Daten­lü­cken“ für die Zeit des Lock­downs. Eini­ge SIBs nut­zen einen Kon­troll­grup­pen­ver­gleich, um den Effekt der Inter­ven­ti­on zu mes­sen. Zeit­ver­setz­te (in der Ver­gan­gen­heit lie­gen­de) Kon­troll­grup­pen haben den Nach­teil, dass die­se den Coro­na-Effekt nicht berück­sich­ti­gen. Bes­ser auf­ge­stellt mit Blick auf die Wir­kungs­mes­sung sind dage­gen SIBs, deren Kon­troll­grup­pe eben­falls die Coro­na-Kri­se durch­lau­fen und die Effek­te der Kri­se somit abbil­den können. 

4. Ihre Wir­kungs­zie­le sind wei­ter­hin ent­schei­dend – aber pas­sen Sie sie an 

Das Kern­stück von SIBs ist die Ver­knüp­fung von Finan­zie­rungs­zu­sa­gen mit vor­ab klar defi­nier­ten Wir­kungs­zie­len. Die­se Wir­kungs­zie­le wur­den ent­wi­ckelt und ver­han­delt in Zei­ten, in denen eine glo­ba­le Pan­de­mie mit all ihren Fol­gen nicht vor­stell­bar erschien. In SIBs tra­gen die Investor*innen das Wir­kungs­ri­si­ko – sie ris­kie­ren also den Ver­lust des Invest­ment­ka­pi­tals, falls die Wir­kungs­zie­le nicht erreicht werden. 

Wie bereits auf­ge­zeigt, sind die Anfor­de­run­gen an vie­le SIBs durch die Covid-19 Kri­se und ihre Aus­wir­kun­gen gestie­gen. Damit steigt auch das Risi­ko, dass die ver­trag­lich fest­ge­hal­te­nen Wir­kungs­zie­le nicht erreicht wer­den. Dabei hängt viel davon ab, in wel­chen Umfang die Lauf­zeit des SIBs mit der aktu­el­len Aus­nah­me­si­tua­ti­on und den zu erwar­ten­den gesell­schaft­li­chen und sozia­len Fol­gen über­lappt und wie fle­xi­bel die Vertragspartner*innen auf die geän­der­ten Rah­men­be­din­gun­gen reagie­ren. Es gibt bereits Fäl­le, in denen Investor*innen und Out­co­mes Fun­der zumin­dest über­gangs­wei­se auf alter­na­ti­ve Finan­zie­rungs­mo­del­le (z.B. Spen­den) aus­wei­chen oder die Wir­kungs­zie­le neu ver­han­deln.

5. Inves­tie­ren Sie auch in Zei­ten knap­per Haus­hal­te in Prä­ven­ti­on und Innovation

Die Kos­ten der Kri­se und ihrer Fol­gen wer­den tie­fe Spu­ren in den öffent­li­chen Haus­hal­ten hin­ter­las­sen. Dabei besteht durch­aus die Gefahr, dass zukünf­ti­ge Aus­ga­ben im sozia­len Bereich zurück­ge­schraubt wer­den, ins­be­son­de­re bei der (frei­wil­li­gen) Prä­ven­ti­on, die ja häu­fig die Grund­la­ge von SIB-Model­len bil­det. Auch wenn hier auf den ers­ten Blick Ein­spar­po­ten­zia­le zu fin­den sind bedeu­tet dies, dass die gesell­schaft­li­chen und sozia­len Fol­ge­kos­ten mit­tel- und lang­fris­tig umso höher aus­fal­len. Dadurch ent­ste­hen sowohl Her­aus­for­de­run­gen als auch Chan­cen bei der Ent­wick­lung wei­te­rer SIBs. 

Wich­tig ist, dass wir­kungs­ori­en­tier­te Finan­zie­rungs­mo­del­le wie SIBs nicht als Kos­ten­spar­mo­del­le“ behan­delt wer­den, son­dern dass der Fokus auch zukünf­tig auf dem Wert von Prä­ven­ti­on und Wir­kung der durch­ge­führ­ten Inter­ven­ti­on liegt. Unter die­sen Vor­aus­set­zun­gen kön­nen SIBs auch in Zei­ten knap­per öffent­li­cher Kas­sen dazu bei­tra­gen, finan­zi­el­le Mit­tel für wir­kungs­vol­le prä­ven­ti­ve Ansät­ze zur Ver­fü­gung zu stel­len und Inno­va­ti­on zu fördern. 

Wie kön­nen SIB Struk­tu­ren an die geän­der­ten Rah­men­be­din­gun­gen ange­passt wer­den? Das an der Uni­ver­si­tät Oxford ange­sie­del­te Govern­ment Out­co­mes Lab (GOLab) stellt auf sei­ner Web­site eine auf­schluss­rei­che Typo­lo­gie alter­na­ti­ver Finan­zie­rungs­op­tio­nen für SIBs auf.

Wenn Sie Fragen haben:

Thomas Steiner

Impact Management
+49 30 520 065 373
thomas.steiner@phineo.org