Stif­tung

Wenig hilft viel

Wiebke Gülcibuk,
02.10.2022

Mal Hand aufs Herz: Sind Sie eine gute För­der­part­ne­rin, ein guter För­der­part­ner? För­dern Sie so, dass die durch Sie unter­stüt­ze Orga­ni­sa­ti­on maxi­mal erfolg­reich arbei­ten kann? Wenn Sie glau­ben, da gin­ge mehr, dann ver­su­chen Sie es doch mal mit weni­ger: weni­ger Rege­lun­gen, weni­ger Report­ing, weni­ger Pro­jekt­bin­dung und weni­ger Kontrolle. 

Coro­na-Pan­de­mie als Flexibilitäts-Beschleuniger

Die Coro­na-Pan­de­mie wir­bel­te quer durch die Zivil­ge­sell­schaft Pro­jekt­plä­ne und Mei­len­stein­pla­nun­gen durch­ein­an­der. Gemein­nüt­zi­ge Orga­ni­sa­tio­nen konn­ten ihre Ange­bo­te nicht oder nicht wie geplant durch­füh­ren. Bei­spiels­wei­se kam die Arbeit mit Schüler*innen oder Eltern und Lehrer*innen an Schu­len in Zei­ten von Home­of­fice zum Erlie­gen. Gleich­zei­tig kamen neue Her­aus­for­de­run­gen auf die Zivil­ge­sell­schaft zu, etwa durch die Ver­ein­sa­mung von älte­ren Men­schen. Und bestehen­de Ange­bo­te zur För­de­rung der see­li­schen Gesund­heit muss­ten viel­fach schnell aus­ge­wei­tet wer­den. Die Ver­än­de­run­gen waren auch mög­lich, weil Förderpartner*innen wie Stif­tun­gen mit­zo­gen und fle­xi­bel förderten. 

Non­pro­fits for­dern bes­se­res Fördern

Fle­xi­bi­li­tät braucht es aber auch jen­seits der Kri­se. So hat das Social Entre­pre­neur­ship Netz­werk Deutsch­land jüngst fünf Leit­prin­zi­pi­en für die För­de­rung Sozia­ler Inno­va­tio­nen for­mu­liert, die auch von PHI­NEO unter­zeich­net wur­den. Gefor­dert wer­den bei­spiels­wei­se schlan­ke und trans­pa­ren­te Bewer­bungs­ver­fah­ren sowie unbü­ro­kra­ti­sche Report­ing-Pro­zes­se, die Aus­tausch und Ler­nen ermög­li­chen. Eben­so plä­die­ren die Unterzeichner*innen dafür, sich von dem Dik­tum der 3‑Jah­res-Pro­jekt­för­de­rung zu ver­ab­schie­den und statt­des­sen lang­fris­tig und auch insti­tu­tio­nell zu fördern.

#Ver­trau­en­Macht­Wir­kung für zeit­ge­mä­ßes Stiften

Bewe­gung kommt auch von Stif­tungs­sei­te: Schon seit 2019 setzt sich die von PHI­NEO mit ins Leben geru­fe­ne Stif­tungs­in­itia­ti­ve #Ver­trau­en­Macht­Wir­kung für zeit­ge­mä­ßes För­dern ein. Eine der ins­ge­samt neun The­sen regt an, mit den För­der­or­ga­ni­sa­tio­nen ins Gespräch zu kom­men und genau zuzu­hö­ren, was deren eigent­li­che Bedar­fe sind. Statt mehr Pro­jekt­för­de­rung brau­chen Initia­ti­ven oder Ver­ei­ne oft­mals eher eine struk­tu­rel­le För­de­rung, um ihre Orga­ni­sa­ti­ons­struk­tu­ren wei­ter zu ent­wi­ckeln. Und das hilft am Ende auch einem ein­zel­nen Pro­jekt, denn nur star­ke und gesun­de Orga­ni­sa­tio­nen kön­nen erst­klas­si­ge Ange­bo­te anbieten.

Weni­ger ist mehr” als Werk­zeug­kas­ten für moder­ne Stiftungen

Auch der jüngs­te Impuls aus der Stif­tungs­welt zielt unter ande­rem dar­auf, Pro­jekt­bin­dun­gen zu lockern oder sogar ganz dar­auf zu ver­zich­ten. Unter Anlei­tung der Stif­tungs­in­itia­ti­ve #impul­se­Stif­ten haben ins­ge­samt 30 Men­schen aus der Stif­tungs­welt in einem co-krea­ti­ven Schreib­pro­zess den Leit­fa­den Weni­ger ist mehr“ erar­bei­tet. Die Publi­ka­ti­on zeigt ent­lang des För­der­pro­zes­ses – von der Antrags­stel­lung über den För­der­ver­trag bis zur För­de­rung mit mehr als Geld –, wie Stif­tun­gen ihre Wir­kung über mehr Fle­xi­bi­li­tät und Ver­trau­en gegen­über den Förderpartner*innen stei­gern kön­nen. Die ein­zel­nen Kapi­tel ent­hal­ten Tipps, ver­wei­sen auf recht­li­che Min­dest­an­for­de­run­gen und zei­gen ech­te Pra­xis­bei­spie­le. Auch wir von PHI­NEO haben unser Know-how als För­de­rin ein­ge­speist und dabei selbst eini­ges gelernt. Span­nend sind bei­spiels­wei­se die Erfah­run­gen eini­ger Stif­tun­gen mit dem so genann­ten Oral Report­ing“. Dabei wer­den aus­schließ­lich münd­li­che Berich­te von den Förderpartner*innen erwar­tet. Statt vie­le Stun­den in ellen­lan­ge schön­ge­färb­te Berich­te zu ste­cken, die oft­mals ohne­hin eher für die Abla­ge sind, haben NGOs mehr Zeit für die Pro­jekt­ar­beit. Zugleich stär­ken die Gesprä­che das gegen­sei­ti­ge Ver­trau­en – und Stif­tun­gen erfah­ren, wie es um das Pro­jekt wirk­lich bestellt ist.

Ein schö­nes Bei­spiel wie, weni­ger Büro­kra­tie mehr hilft und bewirkt.

Für weitere Informationen:

Wiebke Gülcibuk

Leitung Kommunikation & Vorstandsbevollmächtigte
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