Zukunft wird durch Engagement gemacht
Ein Kommentar von Andreas Rickert, PHINEO
Man könnte fast euphorisch werden: Statistiken zufolge engagiert sich jeder Dritte für die Gesellschaft, es gibt mehr gemeinnützige Organisationen als je zuvor – und auch die Politik wird nicht müde, bürgerschaftliches Engagement und Ehrenamt zu loben.
Die Zivilgesellschaft als starker Teil eines dynamischen Deutschlands – ein schönes Bild. Doch dieses Bild hat blinde Flecken.
Erstens, die Politik: Sie müsste ihren gesellschaftlichen Gestaltungswillen sichtbarer machen – etwa durch eine stärkere strukturelle und finanzielle Unterstützung der Engagementlandschaft. Sie sollte sich öffnen für mehr Miteinander, für mehr Zusammenarbeit zwischen den Sektoren.
Aber stärker noch als die Politik sind, zweitens, wir selbst gefragt.
Wir müssten erkennbarere Positionen entwickeln und offensiver vertreten. Rechtspopulismus, sozialer Zusammenhalt, Inklusion und Einwanderungsgesellschaft, die Zukunft Europas, Digitalisierung – zu all diesen Herausforderungen brauchen wir noch viel mehr überzeugende Ideen und Debattenbeiträge.
Das erfordert, drittens, eine effektivere Zusammenarbeit untereinander, und weniger Kleinklein. Gesellschaftliche Relevanz definiert sich nicht nur über das bessere Argument, sondern auch über schiere Masse. Nur gemeinsam sind wir stark!
Viertens tun wir gut daran, unser Selbstbild zu prüfen. Die Zivilgesellschaft gilt uns als „Keimzelle der Demokratie“, als Hort des Guten. Doch Bewegungen wie Pegida zeigen, dass es auch eine dunkle Seite der Zivilgesellschaft gibt, und sie ist vermutlich größer, als wir annehmen. Hier müssen wir noch mutiger für demokratische Werte eintreten.
Bei aller Selbstkritik: Eine der vielen Tugenden der Zivilgesellschaft besteht darin, dass wir gern an unseren Potenzialen arbeiten. Deswegen bin ich auch überzeugt davon, dass es uns gelingt, unsere Kräfte besser zu bündeln. Ohne euphorisch zu sein: Die Möglichkeit dafür war noch nie so günstig wie heute!