Globale Entwicklung
Was Impact Investing weltweit beiträgt
Um eine nachhaltige Entwicklung weltweit zu fördern, braucht es mehr als klassische Entwicklungszusammenarbeit (EZ). Impact Investing, also Investitionen mit dem Fokus auf soziale und finanzielle Rendite, hat das Potenzial, Innovation und Wachstum deutlich voranbringen. Ein Gespräch mit Maite Deuchert, EZ-Scout bei PHINEO, über Chancen und Voraussetzungen von wirkungsorientierten Investments im Bereich Nachhaltige Finanzierung.
Wirkungsorientierte Investitionen gelten als eines der innovativsten Instrumente der Entwicklungsfinanzierung. Allerdings sind die Volumina im Moment noch klein. Wie schaffen wir es, Impact Investing zu skalieren?
Maite Deuchert: Wir beobachten, dass vielen Beteiligten noch nicht bewusst ist, wie sinnvoll Instrumente des Impact Investing die Finanzierung für Nachhaltige Entwicklung ergänzen. Um dieses Bewusstsein zu schaffen und das Thema in die Breite zu tragen ist es wichtig, die jeweiligen Akteur*innen zusammenzubringen – also Geldgebende, Stiftungen, Organisationen der Entwicklungszusammenarbeit, die öffentliche Hand und andere.
Die Aktivitäten der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) auf internationaler Ebene oder die Bundesinitiative Impact Investing auf nationaler Ebene sind hierfür gute Beispiele. Außerdem müssen wir das Ökosystem weiter aufbauen und Intermediäre im Bereich der Forschung und Wissensvermittlung stärken.
Eine gute Datenbasis liefert der aktuelle Bericht der OECD „Social Impact Investment 2019: The Impact Imperative for Sustainable Development“. Karen Wilson von der OECD hat die Kernergebnisse der Studie kürzlich bei uns vorgestellt. Sie arbeitet im Team Financing for Sustainable Development bei der OECD und hat den Report maßgeblich mitgestaltet.
Die OECD definiert in der genannten Studie vier Handlungsfelder im Bereich der wirkungsorientierten Investitionen: Innovation, Finanzierung, Daten und Wirkungsmessung. Der öffentliche Sektor, Finanzorganisationen, private Investor*innen, Stiftungen – wer ist in welchem Aktionsbereich gefragt? Wen siehst du in der Führung?
Maite Deuchert: Ich sehe eine gemeinsame Verantwortung von Akteur*innen aus allen Aktionsbereichen, gegebenenfalls mit unterschiedlicher Intensität zu unterschiedlichen Zeiten. Karen Wilson beschrieb das sehr schön, dass oftmals ein Sektor auf den anderen wartet, um ein Signal zu bekommen, wohin er steuern soll.
Daher ist es wichtig, dass die Akteur*innen der verschiedenen Sektoren miteinander sprechen und, sofern nötig, auch Übersetzungsarbeit leisten. So muss der Markt beispielsweise die politischen Entscheidungsträger*innen auf dem Laufenden halten, ob und wie es neuer Regelungen bedarf. Die Öffentliche Hand muss bereit sein, innovative Instrumente zu prüfen und z. B. zu schauen, was in anderen Ländern bereits gut funktioniert. Dann können sie wiederum den Dialog mit Finanzakteur*innen suchen.
In der Studie wurden viele Länder und Regionen daraufhin analysiert, welches Potenzial sie für Impact Investing haben. Hat dich ein Beispiel besonders inspiriert?
Maite Deuchert: Es gibt im Bereich Impact Investing immer wieder Vorreiter*innen wie Großbritannien. Aber auch Schweden und die Schweiz sind sehr aktiv, insbesondere was das Thema Entwicklungszusammenarbeit betrifft. Die richtige Balance zu finden ist sehr wichtig.
Wir müssen auch bedenken, dass die Länder in Bezug auf ihre sozialen Bedürfnisse und ihre Politik sehr unterschiedlich sind. Wenn ein Instrument in einem Land funktioniert, bedeutet das nicht, dass es in einem anderen Land auf die gleiche Weise funktionieren muss.
Im Bericht der OECD sehen wir, dass es oft einfacher ist, bestehende Politiken (z. B. für technologische Innovationen) weiterzuentwickeln als von Grund auf etwas Neues zu formulieren. Brasilien z. B. nutzte seine nationale Innovationsstrategie als Grundlage für eine nationale Impact Investing-Strategie.
Mehrere europäische Länder haben bereits Investitionen in ihre Strategien zur Entwicklungszusammenarbeit integriert. Was kann Deutschland aus dem internationalen Kontext lernen?
Maite Deuchert: Deutschland hat im Bereich Inclusive Business einige Ansätze erfolgreich implementieren können. Das sind sogenannte breitenwirksame Geschäftsmodelle, in denen Haushalte mit niedrigen Einkommen entlang der Wertschöpfungskette gezielt eingebunden werden, z. B. als Produzenten oder Konsumenten. Dazu sind auch einige Beispiele in der OECD-Studie genannt.
Im Bereich des Impact Investing gehört Deutschland im internationalen Kontext allerdings noch nicht zu den Vorreitern. Nachhaltigkeitskriterien und die Frage, welche Wirkung eine Investition langfristig haben kann, werden im deutschsprachigen Raum aber zunehmend mehr diskutiert. Aktuell natürlich auch in Bezug auf die Klimadebatte.
Was ist ein EZ-Scout?
Um die Zusammenarbeit zwischen Stiftungen und der deutschen Entwicklungszusammenarbeit (EZ) zu fördern, sind deutschlandweit drei EZ-Scouts an Institutionen des Stiftungs- und Philanthropiebereichs im Einsatz. Sie sind als entwicklungspolitische Beraterinnen im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) tätig und werden über die Engagement Global gGmbH durch die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH an Stiftungsorganisationen entsendet.
Die EZ-Scouts sind Ansprechpartnerinnen für alle Themen rund um die Entwicklungszusammenarbeit. Sie unterstützen bei der Internationalisierung der Stiftungstätigkeiten, vermitteln den Kontakt zu nationalen und internationalen Netzwerken und beraten ihre jeweilige Gastinstitution und deren Partner zu den Tools der deutschen Entwicklungszusammenarbeit. Darüber hinaus unterstützen sie bei der Entwicklung und Umsetzung konkreter Projektideen. Im Rahmen ihrer Aufgaben kooperieren die EZ-Scouts eng mit Engagement Global, wo mit dem BMZ eine gemeinsame ‚Servicestelle für Stiftungen und Philanthropen‘ angesiedelt wurde, und der KfW Entwicklungsbank.
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Factsheet: Wie gelingt nachhaltige Entwicklung?
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