Pres­se­mit­tei­lung

Auf­ruf an die Bun­des­re­gie­rung: Die Zivil­ge­sell­schaft braucht Unterstützung

13. März 2020Kri­sen­be­wäl­ti­gung an vor­ders­ter Front erfor­dert staat­li­che Unter­stüt­zungs­pro­gram­me für Wirt­schaft UND Zivilgesellschaft.

Kri­sen jeder Art stel­len den gesell­schaft­li­chen Zusam­men­halt auf die Pro­be. Ob bei der Bewäl­ti­gung von Hoch­was­ser­ka­ta­stro­phen oder in der Flücht­lings­hil­fe: In gesell­schaft­li­chen Aus­nah­me­si­tua­tio­nen über­nimmt die Zivil­ge­sell­schaft eine wich­ti­ge Funk­ti­on bei der Sta­bi­li­sie­rung des Gemein­we­sens. Sie stärkt die sozia­len Bin­dun­gen der Men­schen und hält unse­re Gesell­schaft im Inne­ren zusam­men. Die Zivil­ge­sell­schaft ist des­halb unver­zicht­bar für ein funk­tio­nie­ren­des öffent­li­ches Leben. 

Gleich­zei­tig ist sie beson­de­ren Anfor­de­run­gen und Belas­tun­gen aus­ge­setzt, denn ein gro­ßer Teil der Zivil­ge­sell­schaft lebt von Pro­jekt­för­de­run­gen und leis­tungs­be­zo­ge­nen Ein­nah­men. In der aktu­el­len Situa­ti­on ist gera­de die­ser Teil der Zivil­ge­sell­schaft beson­ders gefähr­det, weil …

  • Spen­den und För­der­mit­tel von Unter­neh­men und Stif­tun­gen im Zuge einer Rezes­si­on weg­zu­bre­chen drohen,
  • Pro­jekt­för­de­run­gen häu­fig an ver­ein­bar­te Pro­jekt­er­geb­nis­se gekop­pelt sind, die jetzt nicht erbracht wer­den können,
  • Bene­fiz­kon­zer­te, Spen­den­läu­fe und ande­re Fund­rai­sing-Events nicht wie geplant statt­fin­den und sich Ein­nah­me­aus­fäl­le von Orga­ni­sa­tio­nen nicht kom­pen­sie­ren lassen. 

Die meis­ten gemein­nüt­zi­gen Orga­ni­sa­tio­nen ver­fü­gen kaum über finan­zi­el­le Rück­la­gen. Die Coro­na-Kri­se birgt des­halb die Gefahr, vie­le der drin­gend benö­tig­ten zivil­ge­sell­schaft­li­chen Initia­ti­ven zu ruinieren.

Die Stär­ke der Zivil­ge­sell­schaft zeigt sich nicht nur an ihrer Grö­ße. Allein in Deutsch­land flie­ßen jedes Jahr unge­fähr 100 Mil­li­ar­den Euro in den gemein­nüt­zi­gen Sek­tor und jeder zehn­te sozi­al­ver­si­che­rungs­pflich­tig Beschäf­tig­te ist in einer zivil­ge­sell­schaft­li­chen Orga­ni­sa­ti­on ange­stellt. Die Zivil­ge­sell­schaft ist in ihrer Wirt­schafts­kraft ver­gleich­bar mit der gesam­ten Bau­bran­che in Deutsch­land. Des­halb muss es neben einem staat­li­chen Kon­junk­tur­pro­gramm für die Wirt­schaft auch staat­li­che Unter­stüt­zungs­maß­nah­men für zivil­ge­sell­schaft­li­che Akteu­re geben.

Wir for­dern ein staat­li­ches Unter­stüt­zungs­pro­gramm der Zivil­ge­sell­schaft mit …

  • drin­gend not­wen­di­gen Locke­run­gen von Vor­ga­ben bei Fördervereinbarungen,
  • ein­fa­chen und unkom­pli­zier­ten Umwid­mun­gen von Pro­jekt­mit­teln, z.B. beim Umstel­len von Ver­an­stal­tun­gen auf digi­ta­le bzw. Online-Angebote,
  • dem Ver­zicht auf Rück­zah­lungs­for­de­run­gen bei coro­nabe­ding­ten Veranstaltungsausfällen,
  • der unkom­pli­zier­ten Ver­län­ge­rung von Pro­jekt­lauf­zei­ten sowie Auf­sto­ckung der dann ver­mut­lich stei­gen­den Personalkosten,
  • Kern­fi­nan­zie­run­gen für zivil­ge­sell­schaft­li­che Initia­ti­ven, damit die­se neben zeit­lich befris­te­ten Pro­jekt­för­de­run­gen eine nach­hal­ti­ge Infra­struk­tur auf­bau­en können.

Die­je­ni­gen, die ein­mal mehr an vor­ders­ter Linie bei der Bewäl­ti­gung gesell­schaft­li­cher Aus­nah­me­si­tua­tio­nen gebraucht wer­den, dür­fen nicht ver­ges­sen wer­den. Staat, Wirt­schaft und Zivil­ge­sell­schaft müs­sen zusam­men stark sein, gegen Kri­sen jeder Art!

Andre­as Rickert, PHI­NEO-Vor­stands­vor­sit­zen­der: Erst­mals berührt eine gesell­schaft­li­che Kri­se alle Men­schen in unse­rem Land, ohne Aus­nah­me. Jeder spürt, was Angst um die Gesund­heit, wirt­schaft­li­che Unsi­cher­heit und sozia­le Iso­la­ti­on bedeu­ten. Der gesell­schaft­li­che Zusam­men­halt ist dadurch ein­mal mehr einer schwe­ren Zer­reiß­pro­be aus­ge­setzt. Sta­bi­le sozia­le Bin­dun­gen der Men­schen und eine star­ke Zivil­ge­sell­schaft wer­den jetzt mehr denn je gebraucht. Beschäf­tig­te in gemein­nüt­zi­gen Orga­ni­sa­tio­nen arbei­ten dafür oft Tag und Nacht. Zugleich sind sie gro­ßen Sor­gen um den eige­nen Job aus­ge­setzt, denn für vie­le Orga­ni­sa­tio­nen stel­len sich exis­ten­zi­el­le Fra­gen wegen weg­bre­chen­der Finan­zie­run­gen. Wir for­dern staat­li­che Unter­stüt­zungs­pro­gram­me, um die Arbeit vie­ler wich­ti­ger Pro­jek­te zu sichern. Sie wer­den gebraucht für die Stär­kung des gesell­schaft­li­chen Zusam­men­hal­tes, jetzt und später.”


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Wiebke Gülcibuk

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